22.000 feierten auf dem Königsplatz

Nach zwei Pandemiejahren ohne oder nur in sehr kleinem Format kam am 23. Juli das OBEN OHNE Open Air noch größer und vielfältiger zurück: Mit zwei Bühnen und insgesamt 14 Acts, mit Headlinerin Badmómzjay und weiteren namhaften Künstlerinnen und Künstlern sowie Newcomern.

Die zumeist jugendlichen Gäste bescherten dem Festival im Herzen Münchens, auf dem Königsplatz, einen neuen Rekord: 22.000 Tickets zum symbolischen Eintrittspreis von 5 Euro waren schon im Vorfeld restlos ausverkauft.

Das inzwischen schon legendäre Open-Air-Festival „OBEN OHNE“ findet seit 1998 statt. Damit bieten die Kreisjugendringe (KJR) München-Stadt und München-Land Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, sich zu treffen und zu feiern. Für viele junge Menschen ein fester Termin im Kalender und für nicht wenige auch ihr erster Festivalbesuch: Ab 12 Jahren dürfen die Jugendlichen ohne erwachsene Begleitung aufs Festivalgelände.

Neben der Hauptbühne vor den Propyläen gab es dieses Jahr auch die Second Stage hinter der Glyptothek. Bei perfektem Festivalwetter sorgten die Bands auf beiden Bühnen für ordentlich Stimmung.

As it Rains eröffneten um 13 Uhr die Main Stage. Für die Band ist die Musik der Weg, mit den alltäglichen Herausforderungen des Lebens umzugehen. Im Anschluss begeisterte Eli Preiss mit ihren Songs – die 22-Jährige mischt HipHop-Ästhetik mit R’n’B-Sound. Takt32 ist ein Berliner Rapper, der auf der großen OBEN-OHNE-Bühne seine neue Single „Viel besser so“ performte.

Um 15 Uhr begann dann auch das Programm auf der Second Stage. Die Bühne wird gehostet von der POP UP STAGE, dem mobilen Jugendkulturangebot des KJR München-Stadt und sieht sich als Plattform, um gezielt Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. Darunter Gündalein, eine 20-jährige Sängerin und Aktivistin, deren Musik ein Mix aus R’n’B und HipHop mit Soul- und Jazz-Elementen ist, sowie der Münchner Künstler Quirin Müller, bekannt als Quirinello, der seinen sogenannten „Bedroom Pop“ spielte.

Auf der Main Stage spielten unter anderem nand, bekannt mit dem Song „Wohlfühlen“, Shelter Boy, dem es vor allem live gelingt, mit Liebe gefüllte Energie zu transportieren, und Beyazz, der mit gerade mal 12 Jahren seine ersten Texte schrieb.

BECKS, eine Vorreiterin für die Themen Gender Identity, LGBTQ+ und queere Selbstbestimmtheit und die Münchner Sängerin und Influencerin Kati K begeisterten das Publikum der Second Stage.

Auf der Hauptbühne sorgte am Abend Provinz, der Co-Headliner, für eine ausgelassene Party. 2020 platzierte die Band im Sommer ihr Debütalbum „Wir bauten uns Amerika“ sensationell auf Platz 4 der deutschen Charts. Headlinerin Badmómzjay bereitete den Festivalgästen ein gelungenes Finale des Tages. Für viele von ihnen war es der erste Festival- oder Konzertbesuch.

Wie begeistert die jungen Festivalfans die Second Stage annahmen, zeigte sich spätestens beim Co-Headliner FELLY. Der Münchner Rapper war bereits 2018 mit den Drunken Masters auf dem OBEN OHNE Open Air und brachte die Menge wieder zum Beben. JEREMIAS machte den Abschluss der Second Stage. Die Songs der vierköpfigen Band findet man in großen Streaming-Listen, und bei „Grüne Augen lügen nicht“ konnten fast alle mitsingen. Leider musste die Performance frühzeitig abgebrochen werden, weil aufgrund der sommerlichen Temperaturen und Kreislaufproblemen bei einigen der wild feiernden Fans deren Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. Die Band bedauerte das verfrühte Ende ihrer Show und wünschte allen einen guten Heimweg.

Besonders erwähnenswert ist auch DJ Mister Queen auf der Main Stage, ein echtes KJR-Eigengewächs aus der Freizeitstätte „Das Laimer“. Die Feuertaufe hatte der erst 15-jährige Künstler auf der POP UP STAGE im letzten Jahr, 2022 ging es dann schon auf die große Bühne, auf der er mit Hits von Britney Spears bis Dua Lipa der Menge einheizte, bis niemand mehr stillstehen konnte.

Der letzte Auftritt der Main Stage gebührte dann den rund 130 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Sie durften zum Abschluss des Festivals um 22 Uhr auf die große Bühne, wo das Publikum sie mit begeistertem Applaus feierte.

Beats, Zukunft und Politik

Für kostengünstige fünf Euro pro Ticket gab es nicht nur angesagte Rhymes und Texte auf die Ohren. Die Kreisjugendringe München-Stadt und München-Land wollten die jungen Gäste auch für andere wichtige Themen sensibilisieren und boten ein kulturelles, politisches und sportliches Rahmenprogramm.

So stellte die Münchner Sportjugend eine riesige Ping-Pong-Anlage auf und beim Stand der Jugend des Deutschen Alpenvereins konnte man sein Talent beim Slacklinen zeigen. Viele weitere Stände luden zum Diskutieren und Mitmachen ein: das Demokratiemobil des KJR München-Stadt, Condrobs, die Stadtschüler*innenvertretung, das Münchner Schüler*innenbüro, die DGB-Jugend, das Münchner Haus der Schüler*innen sowie Infofon und Azuro.

Das OBEN OHNE Open Air hatte auch die berufliche Zukunft der jungen Festivalgäste im Blick. Auf der gut besuchten Job-Allee konnten Jugendliche in lockerem Rahmen mit Unternehmen aus der Umgebung ins Gespräch kommen und sich über Ausbildungsberufe und Praktikumsplätze informieren.

Zukunft war auch in Sachen Umweltschutz ein wichtiges Thema auf dem OBEN OHNE Open Air. Es soll sukzessive zu einem nachhaltigen und ökologischen Festival werden. So waren Mitglieder von Foodsharing e.V. dabei, Müllaufkommen wurde reduziert und Müll getrennt, es gab erneut Ökostrom und neu in diesem Jahr einen regionalen Gastronomiepartner.

Live-Musik mit hörgeschädigten Perfomern und Gebärdendolmetscherinnen

Für die Kreisjugendringe als Veranstalter ist auch Inklusion besonders wichtig. Schon seit 2014 begleiteten Musikgebärden-Sprachdolmetscher*innen das Open Air. Neu in diesem Jahr war, dass mit gehörlosen und hörgeschädigten Performenden in Teams zusammengearbeitet und die Musik live auf der Bühne übersetzt wurde. Zusammen machten sie alle das Geschehen auf der Bühne und das gesamte Festival für Gehörlose in jeder Hinsicht erlebbar. Die FM-Anlage bot Hörgeschädigten, die die Gebärdensprache nicht beherrschen, die Möglichkeit, die Musik mitzuerleben, und sehbehinderte Gäste konnten den Blinden-Begleitservice nutzen. Rollstuhlgerechte Eingänge und behindertengerechte Toiletten gehören seit Jahren zur Ausstattung des Festivals, genauso wie das erhöhte Podest für Menschen im Rollstuhl.

„Nachdem Großveranstaltungen so lange Zeit pausieren mussten, freuen wir uns sehr, dass wir vielen jungen Menschen einen tollen Festivaltag ermöglichen konnten“, äußerte sich Veranstaltungsleiterin Micky Herrmann vom KJR München-Stadt am Samstagabend zufrieden. „Zunächst ist dafür nochmal ein großes DANKE an die vielen Helferinnen und Helfer und das Publikum für das schöne und friedliche Festival auszusprechen. Ich bin sehr froh, dass es uns in diesem Jahr erneut gelungen ist, die Themen unterzubringen, die uns wichtig sind: ganz besonders zu nennen das Buchen weiblicher Acts, die Barrierefreiheit der Veranstaltung und die Klimafreundlichkeit.“

Nach dem Festival ist vor dem Festival, und so wird das OBEN-OHNE-Team gleich nach der Sommerpause mit den Vorbereitungen für das Festival 2023 starten. „Natürlich haben wir schon Bands im Auge und Gespräche laufen – verraten dürfen wir aber noch nichts“, sagt Felix Fuchs, Verantwortlicher für das Festivalbooking. „Aber den 22. Juli 2023 können sich alle Musikfans schon dick im Kalender anstreichen. Dann kommt das OBEN OHNE auf den Königsplatz zurück!“

Bilder und Geschichten zum OBEN OHNE Open Air gibt es auf www.oben-air.de sowie auf Instagram (www.instagram.com/obenohneopenair) und Facebook (www.facebook.com/OBENOHNEOpenAir).