23.000 junge Menschen feierten auf dem Königsplatz

Mit zwei Bühnen und insgesamt 15 Acts gab es wieder ein mehr als umfangreiches Programm beim diesjährigen OBEN OHNE.

Die zumeist jugendlichen Gäste bescherten dem Open-Air-Festival auf dem Königsplatz einen erneuten Besucherrekord: 23.000 Tickets zum symbolischen Eintrittspreis von 10 Euro waren schon Monate vorher restlos ausverkauft.

Das inzwischen schon legendäre Open-Air-Festival OBEN OHNE der Kreisjugendringe München-Stadt und München-Land ist für viele junge Menschen ein fester Termin im Kalender und für nicht wenige auch ihr erster Festivalbesuch: Ab 12 Jahren dürfen sie ohne erwachsene Begleitung aufs Festivalgelände.

Außer der Hauptbühne vor den Propyläen gab es wieder die POP UP STAGE neben der Glyptothek. Auf beiden Bühnen sorgten die Bands für ordentlich Stimmung. Und abgesehen von zwei starken Regenschauern während der Auftritte von siovo und Esther Graf war das Wetter wohlgesonnen. Pünktlich zu den Auftritten der Headliner Domiziana und 01099 hatten sich die letzten Unwetteranzeichen aufgelöst und die Abendsonne begrüßte die letzten ankommenden Festivalgäste auf dem Königsplatz.

Falschgeld eröffneten um 13 Uhr die Main Stage mit ihrem Indierock, der an Bands wie Wanda oder AnnenMayKantereit erinnert, und das Publikum schon früh zum Jubeln brachte. Im Anschluss begeisterte ELA mit ihren Songs – poppige Lieder mit emotionalen Texten, die den jungen Fans aus der Seele sprechen. Siovo schloss sich hier nahtlos an – der queere Künstler singt über Herz- und Weltschmerz auf poppigen Elektrobeats und konnte sich mit dieser emotionalen Mischung trotz junger Karriere schon eine ordentliche Fanbase aufbauen.

Um 13:50 Uhr begann das Programm auf der Second Stage. Die Bühne wird gehostet von der POP UP STAGE, dem mobilen Jugendkulturangebot des KJR München-Stadt, und sieht sich als Plattform, um gezielt dem künstlerischen Nachwuchs eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. Darunter Kilean812, der über ein Publikumsvoting seinen Platz im Line-up erreicht hatte und als erster Act des Tages die Bühne eröffnete. Mit entspannten HipHop-Songs stimmte er die Festivalgäste auf den weiteren Tag ein! Mit Vandalisbin stand als nächstes eine junge Münchner Künstlerin mit ihrer Band auf der Bühne, die mit ihrem Slackerrock für eine coole Atmosphäre auf der Wiese neben der Glyptothek sorgte.

Nach ihr übernahm mit fiio ein österreichischer Musiker die Bühne, der stilistisch ebenso im Indierock verortet ist und in seinen Texten dem Wiener Schmäh huldigt.

Auf der Mainstage sorgte Ansu mit seinem düsteren politischen Rap für einen Kontrast und bewies aber umso eindrücklicher, dass aktuelle politische Strömungen solche Texte und Auftritte erfordern und für die politische Meinungsbildung des jungen Publikums eine Rolle spielen können. Esther Graf kehrte den Blick wieder mehr ins Innere: die junge Musikerin singt über „Red Flags“ ihrer Ex-Partner und sorgte für ausgelassene Stimmung vor der Bühne. Mit Bibiza fand sich ein weiterer österreichischer Act ein und begrüßte freudig die euphorische Menge vor der Bühne. Verschiedene Medien sehen in dem Künstler bereits einen neuen Falco, doch Bibiza nimmt solche namhaften Vergleiche gelassen und besingt das Leben in Wien zwischen Opernring und Stadtpark.

DiggiDaniel begeisterte derweil das Publikum der Second Stage mit seinen Songs, die dem Genre der „Neuen Neuen Deutschen Welle“ zugeordnet werden können.

Ellice vereinte danach einen mühelosen, verspielten Vibe mit makellosen Popsongs. Die junge Sängerin kann mit ihren Liedern mehrere Millionen Aufrufe bei den bekannten Streamingportalen vorweisen und gerade ihre weiblichen Fans hingen durchgängig an ihren Lippen und konnten jede Zeile mitsingen. Ellice war davon sichtlich gerührt, so sind es in diesem Festivalsommer doch die allerersten Auftritte in ihrer jungen Karriere.

Auf der Hauptbühne sorgte am Abend Domiziana, die Co-Headlinerin, für eine ausgelassene Party. Dem Genre des „Hyperpop“ zugeordnet, begeisterte sie ihr Publikum mit einer Mischung aus hedonistischem Rave und ekstatischer Performance. Mehr als 15.000 Personen vor der Bühne wollten dieses Spektakel nicht verpassen und feierten die Songs der Berlinerin. Mit 01099 konnte schließlich der wohl größte Headliner in der bisherigen Festivalgeschichte verbucht werden: die größten Konzerthallen verkauft die Rapcrew seit geraumer Zeit spielend aus und die Dresdener Musiker sorgten auch in München mit ihren unzähligen Hits für die beste Stimmung des Festivaltages.

Auch die Second Stage war zu den zwei Headliner*innen des Tages gut gefüllt: 3LNA aus Berlin hatte vor kurzem ihr Debütalbum veröffentlicht und kombiniert auf einzigartige Weise Elektropop mit technoiden Bässen. Viele Fans warteten schließlich vor dem Headliner der Second Stage schon aufgeregt am Bühnengitter: Zimmer90 lieferten schnörkellosen Discopop, der sich bei älteren Acts wie Nile Rodgers und seinen Chic bedient und den Sound geschickt in die Neuzeit übersetzt. Ihr Hit „What Love is“ transportierte das entspannte Festivalfeeling des Tages und sorgte für einen wunderschönen Abschluss der zweiten Bühne.

Ein Highlight zum Abschluss ist auch immer der Auftritt der rund 130 ehrenamtlichen Helfer*innen. Sie durften die Show des Headliners exklusiv auf den Stufen der Antikensammlungen erleben.

Beats, Zukunft und Politik

Für kostengünstige zehn Euro pro Ticket gab es nicht nur angesagte Acts. Die Kreisjugendringe wollten die jungen Gäste auch für andere wichtige Themen sensibilisieren und boten ein kulturelles, politisches und sportliches Rahmenprogramm mit DGB-Jugend München, Azuro – Ausbildungs- & Zukunftsbüro, BDKJ, Condrobs e.V., Ein Herz für Afghanistan e.V, EJM, GLL – Gemeinsam Leben Lernen e.V., heimaten e.V., JiBB – Junge Menschen in Bildung und Beruf, MHDS – Münchner Haus der Schüler*innen, Mindzone, INFOFON, JDAV Bezirk München, Münchner Schüler*innen-Büro, Münchner Sportjugend, StadtschülerInnenvertretung München, Foodsharing, Demokratiemobil und KJR München-Land.

Im „Future Park“ präsentierten sich der KJR München-Stadt und verschiedene Firmen, denn das OBEN OHNE Open Air hatte auch die berufliche Zukunft der jungen Festivalgäste im Blick. Im gut besuchten Future-Park konnten Jugendliche in lockerem Rahmen mit Unternehmen aus der Umgebung ins Gespräch kommen und sich über Ausbildungsberufe und Praktikumsplätze informieren.

Zukunft war auch in Sachen Umweltschutz ein wichtiges Thema auf dem OBEN OHNE. Es soll sukzessive zu einem nachhaltigen und ökologischen Festival werden. So waren Mitglieder von Foodsharing e.V. dabei, Müllaufkommen wurde reduziert, Müll getrennt und es gab wieder Ökostrom.

Live-Musik mit hörgeschädigten Perfomenden und Gebärdendolmetscherinnen

Für die Kreisjugendringe als Veranstalter ist auch Inklusion besonders wichtig. Schon seit 2014 begleiteten Musikgebärden-Sprachdolmetscher*innen das Open Air. So arbeiteten gehörlose und hörgeschädigte Performende in Teams zusammen und übersetzten die Musik live auf den beiden Bühnen. Zusammen machten sie alle das Geschehen auf der Bühne und das gesamte Festival für Gehörlose in jeder Hinsicht erlebbar. Neu in diesem Jahr waren hier die LED-Screens auf der Hauptbühne, die dafür sorgten, dass die Dolmetscher*innen noch besser zu sehen waren und so weitere Barrieren abgebaut werden konnten. Die FM-Anlage bot Hörgeschädigten, die die Gebärdensprache nicht beherrschen, die Möglichkeit, die Musik mitzuerleben, und sehbehinderte Gäste konnten den Blinden-Begleitservice nutzen. Rollstuhlgerechte Eingänge und behindertengerechte Toiletten gehören seit Jahren zur Ausstattung des Festivals, genauso wie das erhöhte Podest für Menschen im Rollstuhl.

„Wir freuen uns sehr, dass wir auch in diesem Jahr ein spannendes und zielgruppengerechtes Programm auf die Bühne bringen konnten, das für 23.000 junge Menschen ein niedrigschwelliges und äußerst kostengünstiges Kulturangebot im Vergleich zu anderen Festivals darstellt, dabei in seiner Qualität aber nichts einbüßt“, äußerte sich Festivalleiter Jan Katschinski vom KJR München-Stadt am Samstagabend zufrieden. „Zunächst ist dafür nochmal ein großes DANKE an die vielen Helferinnen und Helfer und das Publikum für das schöne und friedliche Festival auszusprechen. Ich bin sehr froh, dass wir neben unserem musikalischen Programm auch stetig unsere Awareness- und Inklusionskonzepte ausweiten und so Jahr für Jahr dafür sorgen, dass das OBEN OHNE eine bunte und zukunftsfähige Veranstaltung bleibt.“

Nach dem Festival ist vor dem Festival, und so wird das OBEN-OHNE-Team gleich nach der Sommerpause mit den Vorbereitungen für das Festival 2025 starten. „Es gibt bereits erste Verpflichtungen für das Festival 2025 – verraten dürfen wir aber noch nichts“, sagt Felix Fuchs, Verantwortlicher für das Festivalbooking. „Aber den 26. Juli 2025 können sich alle Musikfans schon dick im Kalender anstreichen. Dann kommt das OBEN OHNE auf den Königsplatz zurück!“

Bilder und Geschichten zum OBEN OHNE Open Air gibt es auf www.oben-air.de sowie auf Instagram (www.instagram.com/obenohneopenair) und Facebook (www.facebook.com/OBENOHNEOpenAir).

Beitragsbild oben: @Hanna Miesgang