Zu den Olympischen Spielen 1972 eröffnet, haben seither mehrere hunderttausend Rucksackreisende aus aller Welt im TENT übernachtet – die einmillionste Übernachtung wurde 2019 gezählt.
1976 erhielt der Kreisjugendring von der Stadt die Trägerschaft für das Jugendübernachtungscamp im Kapuzinerhölzl und seither hat sich das damals noch als Provisorium eingestufte Projekt prächtig entwickelt.
Wenn es neben Marienplatz, Oktoberfest, Allianz-Arena und Olympiapark einen Münchner Ort gibt, der weltweit bekannt ist, dann ist es dieses Camp mit der schönen Adresse „In den Kirschen 30“. Oder, einfacher: THE TENT, wie Gäste aus den USA den Platz in den 70er Jahren tauften.
Ob in Australien, Südamerika oder Korea – überall auf der Welt kann man junge Backpacker treffen, die mit strahlenden Augen von dem tollen Ort mit dem großen Lagerfeuer und coolen Staff (die dort Arbeitenden) berichten.
Am Freitag, den 15. Juli 2022 feierte THE TENT sein 50-jähriges Bestehen.
Sommerwetter und entspannte Atmosphäre mit internationalem Flair – beste Voraussetzungen, um dieses Jubiläum zu würdigen. Als um 17 Uhr der offizielle Teil beginnt, sind viele Übernachtungsgäste noch irgendwoanders unterwegs. Dafür sind einige andere extra zu diesem Anlass gekommen. So zum Beispiel Nachbarinnen und Nachbarn aus den umliegenden Wohnanlagen.
Die offizielle Begrüßung übernimmt für den KJR Caroline Rapp, Geschäftsführerin Trägerschaften, kurzfristig eingesprungen für die KJR-Vorsitzende Judith Greil. Anstelle einer langen Rede führt sie kurzerhand ein kleines Interview mit Edit Nemeth und Olaf Schäfer. Denn wer könnte mehr über das „Kapu“ wissen als die beiden, die das Camp seit über 25 Jahren leiten. So haben sie oft schon erlebt, dass ehemalige Backpacker aus den 70er oder 80er Jahren mit ihrem jugendlichen Nachwuchs ankommen und sich freuen, dass es das Lagerfeuer immer noch gibt, an dem sie damals Zukunftspläne geschmiedet haben.
In dieser Zeit sorgten vor allem persönliche Empfehlungen und der Reiseführer „Lonely Planet“ für wachsende Bekanntheit. Inzwischen kommen Reservierungsanfragen fast ausschließlich online. Würde ein Kollege aus den 80ern heute die beachtliche Menge an Tablets und Notebooks sehen, die zum Aufladen in der Rezeption landen, er würde sich wohl in einem Science-Fiction-Film wähnen.
Anschließend übernimmt Stadträtin Barbara Likus das Mikro und überbringt im Namen von Oberbürgermeister Dieter Reiter die Glückwünsche der Stadt, sichtlich erfreut, dabei zu sein. Leider sei dies vor 50 Jahren nicht möglich gewesen – „aus biologischen Gründen“.
Im Vorfeld der Olympiade hatte die Stadt erkannt, dass das Angebot an günstigen Übernachtungsmöglichkeiten für junge Backpacker – die aber noch nicht so, sondern „Tramper“ oder „Hippies“ genannt wurden – dürftig war; die einzige Jugendherberge war chronisch überfüllt. Das Ergebnis: viele übernachteten in den städtischen Grünanlagen und im Englischen Garten.
Auch heute noch gibt es für junge Reisende, die meist nur wenig Geld haben, nicht genügend Angebote für die starke Nachfrage. Und obwohl in den 90er Jahren ein Boom in der Hostel-Szene begonnen hat und seitdem 4000 Hostel-Betten in München entstanden sind, hat sich das auf die Übernachtungszahlen im Kapuzinerhölzl nicht ausgewirkt.
Barbara Likus lässt ihren Blick über die vor ihr stehenden Gäste schweifen. „Ich freu mich, dass auch heute ein paar Menschen hier sind, die etwas hippiemäßig aussehen. Und ich freu mich auch immer, wenn ich Pfadfinderinnen und Pfadfinder sehe, die solche Orte auch nutzen für ihre Freizeitaktivitäten.“
Ein solcher nicht kommerzieller und geschützter Platz sei für den Jugendtourismus auch 50 Jahre nach Olympia sehr wichtig.
„Ich bin sehr froh, dass wir das hier in München haben. Das ist ein ganz wunderbarer Ort“. Die Gäste sind ganz ihrer Meinung und applaudieren kräftig.
In bester Stimmung geht es in den Abend, begleitet von den fetzigen Klängen der Express-Brass-Band. Und später natürlich am Lagerfeuer.
Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR