60 Jahre SBZ Sendling „Valley“

Das 60. Jubiläum des SBZ Sendling ist ein großes Wiedersehen. Dass so viele Ehemalige da sind, sagt viel über diesen Jugendtreff aus.

„Ist das nicht die Lisi?“ Der Ruf schallt über den ganzen Hof. Zwei Augenpaare treffen sich, der Blick erst überrascht, dann prüfend, dann fallen sich zwei Frauen in den Vierzigern lachend in die Arme. Die beiden haben sich lange nicht mehr gesehen, sehr lange. Selbst wer hier im SBZ Sendling nicht weiß, das wievielte Jubiläum gefeiert wird, merkt schnell: es müssen mehrere Jahrzehnte sein. Sechs sind es, das Jubiläum am 8. Juli ist ein großes Wiedersehen.

Stadträtin Anja Berger, die im Namen der Landeshauptstadt gratuliert, berichtet von ehemaligen Besucherinnen und Besuchern, deren Kinder selbst schon Kinder haben und die wieder ins SBZ kommen. Ganze Generationen haben hier ihr „zweites Zuhause“ gefunden. Sie erwähnt auch schwierige Zeiten, etwa die Siebziger Jahre mit den „Valley Rockern“.

Von herausfordernden Zeiten weiß auch Konni Ebert zu berichten, von der Anspannung an jenem Abend, „als die griechische Gang reinkam und nach denen von der türkischen Gang gesucht hat.“ Ebert hat ab 1990 sechs Jahre in der Abendschicht im SBZ gearbeitet. „Ich hab sie zwar irgendwie wieder rausbekommen, aber mir haben die Knie geschlottert!“. Damals habe es „schon mal gescheppert“ zwischen deutschen, türkischen und griechischen Gruppen.

Die Rockergang, die 1973 Hausverbot bekam, und die Konflikte zwischen Nationalitäten sind inzwischen Geschichte. Nicht zuletzt wegen der interkulturellen Arbeit, bei der das SBZ Sendling Vorreiter war. Sladana Petrović und Alex Golubić gehörten in den 90er Jahren zu den interkulturellen Multiplikatorinnen, die das SBZ ausbildete und die halfen, zwischen den Kulturen zu vermitteln. „Wir haben unterschiedliche Farben und sprechen verschiedene Sprachen“, erklärt sie ihr Motto damals. „Aber wir kommen ins gleiche Haus und spielen zusammen!“. Zur Schulung gehörte auch eine Reise in die Hauptstadt, „in Berlin haben wir sogar Bundespräsident Weizsäcker getroffen!“, erzählt Petrović.

Golubić schwärmt von Wochenendseminaren, von der Volleyballmannschaft „Die Schlümpfe“, in der sie mitspielte und von den Turnieren gegen andere Freizeitstätten. Und von den Reisen, die die beiden Freundinnen mit dem SBZ unternahmen. Von der dreiwöchigen „Deutschlandtour“ von Köln über Flensburg bis in die neuen Bundesländer. Oder von Finnland. „Wir haben zwei Tage im selbstgebauten Iglu übernachtet und mussten Schnee schmelzen, um Wasser zu kochen!“ erzählt Petrović. „Das waren schöne Erfahrungen, davon zehre ich noch heute!“

Das Spiel- und Begegnungszentrum, wie es damals noch hieß, hat ihnen vertraut und sie so gestärkt. „Wir waren die ersten, die den Schlüssel bekamen und am Sonntag selbst öffnen durften!“, erzählen die beiden. „Hach, das waren schöne Zeiten.“

Von der Dankbarkeit ehemaliger Besucherinnen und Besucher weiß auch KJR-Vorstandmitglied Jana Wulf in ihrem Grußwort zu berichten, von „Menschen über 40 oder über 50, die oft mit ihren Kindern vorbeikommen und ihnen zeigen wollen, wo sie ihre Kindheit verbracht haben“. Und von einigen, die heute sagen: „Jetzt weiß ich, worum es Euch damals ging. Danke, dass ihr mir geholfen habt, keine Sch… zu bauen!“

Aber auch die jüngsten schwierigen Zeiten spart Wulf nicht aus. Sie hält einen Abakus mit 25 Kugeln in die Luft, Leiter Wolfgang Petzold hatte ihn zur Corona-Zeit selbst gebaut. Damit zählte das Team für alle sichtbar die Besucher*innen. Es gab Zeiten, da durften nicht mehr als 25 von ihnen ins Haus.

Dass das Spiel und Bildungszentrum SBZ Valley, wie es seit 15 heißt, auch diese Prüfung gemeistert hat, zeigt dieser Abend. Neben den vielen ehemaligen Besucherinnen und Besuchern sind viele frühere Mitarbeitende, Kolleginnen und Kollegen anderer Häuser und sowohl der aktuelle wie der frühere Abteilungsleiter gekommen. Aber auch viele Kinder und Jugendliche bevölkern den Garten, die Klettergerüste und Spielgeräte; sie machen mit beim Quiz des Klimamobils vom KJR München-Land oder umringen den „Schanderlbus“ der Jugendbeamten.

Viele Gruppen, die sich im SBZ zum Musizieren oder Proben treffen, bedanken sich mit einer Showeinlage. Darunter die Akrobatikgruppe „Milasolie“, die Tanzgruppe der Mathilde-Eller-Schule, das Kinder-Musikstudio „Music for Fun“ oder auch das Fahnenregiment der Narhalla München.

Für das Team des SBZ und Wolfgang Petzold, der es seit 2000 leitet, ist das Jubiläum ein Großeinsatz. Aber nach den persönlichen Highlights des Tages gefragt, jetzt, wo das offizielle Programm vorüber ist, muss er nicht lange nachdenken: „Die positive Stimmung. Die Gäste von einem bis 80 Jahre. Die vielen ehemaligen Mitarbeitenden. Das ist schön.“ Jetzt freut er sich auf einen ruhigen Ausklang und auf das Stockbrot zu später Stunde. Dank eines Lifehacks aus seiner Pädagogen-Erfahrung ist auch der Teig dafür höchst einfach bereit: Tiefkühl-Breznstangen, aufgetaut um die Stöcke wickeln. „Und Salz ist auch schon dabei!“

Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR