Mini-München hat sich zu seinem Jubiläum neu erfunden. 13.000 Kinder füllten die erste dezentral organisierte Spielstadt mit Leben und Ideen. In 100 Betrieben an 40 Orten in München erwirtschafteten sie über 300.000 MiMüs, studierten, bauten Häuser, wählten, unternahmen Reisen und vieles mehr.
Die Spielstadt Mini-München feierte 2020 ein Jubiläum und eine Premiere: sie fand zum 20. Mal statt und zum ersten Mal dezentral an 40 Spielorten im gesamten Stadtgebiet, verteilt auf vier Mini-München-Stadtteile: WEST, OST, NORD und MITTE.
Mini-München trotz Corona
Die Veranstalter von Kultur & Spielraum krempelten das Konzept komplett um. So kamen die Kinder dieses Jahr nicht nach Mini-München, sondern Mini-München kam zu den Kindern und dehnte sich auf ganz München aus. Gespielt wurde in Freizeitstätten und Parks, in Bürgerhäusern und an bedeutsamen öffentlichen Orten.
Die Orte in der Stadtmitte übernahmen die Funktionen der jeweiligen echten städtischen Institution: Ein Ministerium der Dinge entstand im Stadtmuseum und im Gasteig wurden ein Kino, ein Medienlabor und ein Verlag eingerichtet; die Mini-München- Bürgermeister*innen residierten im Rathaus in der Ratstrinkstube und hielten mittels Online-Kommunikation Kontakt zu ihren Stadtrats-Kolleginnen und -Kollegen in den Stadtteilen. Einmal in der Woche zogen die jungen Politiker*innen sogar für eine Stadtversammlung im Großen Sitzungssaal des Rathauses ein.
„Mini-München findet STADT“ wurde sehr gut angenommen – mit Schlangen vor den Spielorten bot sich vom ersten Tag an ein gewohntes Bild, auch wenn die Abstände in diesem Jahr größer waren. Nach der langen Zeit des Zuhausebleibens wurden Kinder endlich wieder sichtbar und spürbar als junge Einwohner*innen mit eigenen Bedürfnissen, Ideen und Vorstellungen und brachten Leben in die Stadt.
Bürgermeisterin Verena Dietl zeigte bei der Eröffnung der Spielstadt ihre Freude darüber, „dass Mini-München in dieser außergewöhnlichen Zeit nicht ausfallen muss, sondern im Jubiläumsjahr in neuer Form zum Mitmachen offensteht!“
Auch die Kinder signalisierten während der drei Wochen immer wieder, wie wichtig es ihnen ist, dass ihre Spielstadt trotz Corona stattfindet. Nachdem ihre Lern- und Spielorte eine sehr lange Zeit geschlossen gewesen waren und sie ihre Freundinnen* und Freunde* im Frühjahr nicht mehr hatten sehen können, war Mini-München die Gelegenheit, andere Kinder zu treffen, gemeinsame Aktionen zu planen und in der ganzen Stadt zu spielen. Mit der besonderen Situation gingen die Kinder sehr verantwortungsvoll um und halfen mit, die erforderlichen Hygieneregeln einzuhalten.
Mini-München digital
Die von ehemaligen Mini-Münchnern mit viel Leidenschaft entwickelte Online-Plattform, das Telefonsystem und die Kurierdienste sorgten dafür, dass trotz der Distanz zwischen den 40 Spielorten Kommunikation, Austausch und Warentransport funktionierten, Informationen ihre Runde durch die Stadt machten und ein eigenes Stadtleben der Kinder entstand.
Die Online-Plattform gewährleistete zum einen die Kontaktverfolgung im Falle einer Covid-19-Infektion und zum anderen die digitale Verwaltung der Arbeits- und Studienplätze sowie Online-Banking. Darüber hinaus konnten so alle Kinder – auch die, die nicht mobil waren – mitbekommen, was in den anderen Stadtteilen lief. Nach jedem Spielstadttag nutzten die Bürger*innen die Gelegenheit, die Stadtzeitung MiMüz online durchzublättern, sich die MüTivi-Sendungen anzuschauen, sich über den News-Ticker auf dem Laufenden zu halten oder Sendungen von Radio Mikro anzuhören.
Die stadtweite Spielstadt
Viele Kinder und Eltern begrüßten das dezentrale Konzept, weil durch die Wohnortnähe keine langen Anfahrten nötig waren und die Kinder in den kleineren Spieleinheiten ihre Spielstadt weniger stressig und hektisch erlebten. Einige Kinder gingen sogar in der Mittagspause nach Hause und kamen am Nachmittag an ihren Arbeitsplatz zurück.
Die Stadtteile waren so angelegt, dass Kinder die Zusammenhänge und Kreisläufe einer Stadt erleben konnten. Kinder, die mobil und neugierig auf das ganze Stadtleben waren, suchten sich heraus, was sie interessiert, fuhren z.B. in die Holzschnitzerei im RIVA Nord oder in die Filzmanufaktur vom Rumfordschlössl, besuchten die Stadtversammlung oder buchten im Olympiapark eine Reise zum ASP Neuhausen.
Mini-München – das ist unsere Stadt
Am Freitag, den 14. August verabschiedeten sich die Mini-Münchner*innen von „ihrer“ Stadt: Unter dem Motto „Mini-München – das ist unsere Stadt!“ zogen über 200 Kinder aus allen Stadtteilen mit ihren Betrieben auf den Marienplatz. Sie machten dort mit Schildern, Requisiten und Spruchbändern hör- und sichtbar, was sie am meisten bewegt hat und was für sie die Spielstadt-Highlights waren. Zum Beispiel:
… dass man dieses Jahr mehr vom echten München sehen und erleben konnte,
… dass Mini-München trotz Corona stattgefunden hat,
… dass es Online-Banking gab,
… die witzigen Sprüche der Mitarbeiter* innen aus dem Call-Center.
In einer spacigen, intergalaktischen Box gaben die Mini-Münchner*innen den „Flufonauten“, die mit ihrem spektakulären Flugobjekt auf dem Marienplatz gelandet waren, auch Wünsche für künftige Spielstädte mit: kostenlose Fahrten mit dem MVV zwischen den Standorten, Mini-München 2022 ohne Masken und Abstand und wieder an einem Ort sowie die Wiedereinführung der Wohlfühl-Oase.
Mini-München wird – sofern die Finanzierung gesichert ist – 2022 wieder stattfinden. Wie und wo, ist nicht absehbar, die Veranstalter werden sich der Herausforderung stellen …
Der KJR trug als eine der Partner-Organisationen von Mini-München zum Gelingen der Spielstadt bei. So wurde im Spielhaus Sophienstraße neben der Spielemanufaktur des Kindertreff Bogenhausen, einer Soundwerkstatt mit dem KJR-Musikmobil und einer Siebdruckerei mit dem IRMo auch eines der Mini-München-Bezirksämter vom Muspilli betrieben. Das Laimer Jugendzentrum mit Abenteuerspielplatz verwandelte sich in ein großes MAKE-IT-Labor mit dem Intermezzo, dem 103er, der Fachstelle MuT und dem Café Netzwerk. Die berühmte Holzschnitzwerkstatt platzierte sich im RIVA Nord. Der mobile Beauty-Salon der LOK Freimann fand Platz in der Mohrvilla, die Gärtnerei vom Freizeittreff Freimann versorgte alle mit frischer Ware, Betriebsausflüge konnte man zum ASP Neuhausen machen, im Rumfordschlössl gab es ein Studium in der Filzwerkstatt und im aqu@rium eine eigene Schneiderei. Die Fachstelle Partizipation und das Demokratiemobil unterstützten das Mini-Rathaus in der Seidlvilla bei den Wahlen.
Die KJR-Kinderbeauftragte Kerstin Hof koordinierte die Angebote der KJR-Einrichtungen und sorgte dafür, dass alles gut organisiert war. Insgesamt beteiligten sich über 20 KJR-Einrichtungen, Fach- und Projektstellen mit mehr als 60 Mitarbeiterinnen* und Mitarbeitern*.
Kerstin Hof, KJR Kinderbeauftragte
Foto: Kerstin Hof