Große Zufriedenheit – und viele Nöte: Die meisten jungen Menschen leben gerne in München. Aber nicht alle, nicht immer und nicht überall. Das zeigen die Ergebnisse der 4. Münchner Jugendbefragung.
So fühlen sich etwa nachts mehr als zwei Drittel der Befragten nicht sicher, bei weiblichen und diversen Jugendlichen sind es sogar mehr als 90 Prozent. „Hier muss noch mehr getan werden, beispielsweise in den Bereichen Beleuchtung, Safer Spaces und ÖPNV“ fordert KJR-Vorsitzende Judith Greil.
Eines brennt den jungen Münchner*innen aber noch mehr auf den Nägeln: Bezahlbarer Wohnraum. Auf die Frage, worüber sie gerne mit Politiker*innen sprechen wollten, nannten die Befragten mit 62,5 Prozent am häufigsten dieses Thema. „Es ist viel zu schwer für junge Menschen, in dieser Stadt noch bezahlbaren Wohnraum zu finden“, so Greil. „Hier müssen wir dringend noch mehr tun als bisher, denn viele machen sich große Sorgen um ihre Zukunft!“ Auf Platz drei der meistgenannten Anliegen steht Umwelt- und Klimaschutz.
Die Münchner Jugendbefragung wird alle drei Jahre vom Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“, in dem der KJR Mitglied ist, gemeinsam mit dem Stadtjugendamt München durchgeführt. Sie ist ein Partizipationsinstrument für junge Menschen, um ihre Anliegen und Ideen in die Stadtpolitik und ‑verwaltung einfließen zu lassen. Die aktuelle Erhebung fand im Mai und Juni 2024 statt, fast 1.700 Münchner*innen zwischen 16 und 24 Jahren nahmen online daran teil. „Wie geht es Dir und anderen jungen Menschen in unserer Stadt? Was ist gut? Was sollte verbessert werden? Welche Vorschläge hast Du?“ waren die Fragen.
Dabei zeigt sich, dass auch Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus zur Lebenswirklichkeit vieler junger Menschen gehören. Nicht für alle ist München eine Stadt, in der sie respektiert werden. Fast die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde schon schlecht behandelt, weil sie sind, wie sie sind. Dies trifft vorrangig auf diverse junge Menschen zu, aber auch auf jene mit Migrationsgeschichte und mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Am häufigsten nannten die Befragten einen Grund: ihr Aussehen.
Wie bereits in früheren Befragungen zeigt sich auch dieses Mal, dass junge Menschen die Schule als einen Ort nennen, an dem sie zu hohen Leistungsdruck spüren und teilweise unter starken psychischen Belastungen leiden. Besonders im begleitenden und vertiefenden Workshop mit jungen Menschen, in dem die Ergebnisse besprochen und Lösungsansätze und Empfehlungen für Verwaltung und Politik erarbeitet wurden, kam dies zum Ausdruck. „Schüler*innen haben nach wie vor zu wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten“, kritisiert Judith Greil.
Als Ergebnis der Befragung will der KJR auch die Gesundheit der jungen Menschen noch stärker in den Blick nehmen. Denn nur etwa ein Drittel der Teilnehmenden der Jugendbefragung hat nach eigenem Bekunden keine gesundheitlichen Probleme. Die anderen zwei Drittel nennen als Einschränkungen am häufigsten psychische Probleme.
Wie schon frühere Befragungen hat auch die jüngste Jugendbefragung ergeben: Junge Menschen wollen mitgestalten und haben dazu auch eine Menge Ideen. Zwei Drittel haben Interesse an Mitsprache, aber drei Viertel fühlen sich nicht oder eher nicht gut über ihre Möglichkeiten informiert. Dementsprechend beteiligt sich nur ein kleiner Teil aktiv.
„Es ist wichtig, dass junge Menschen nicht nur über ihre Möglichkeiten adäquat informiert werden, sondern dass Beteiligungsinstrumente wie solche Befragungen regelmäßig etabliert werden“, sagt Greil. Entscheidend sei, dass mit den Ergebnissen gearbeitet wird und Erwachsene mit jungen Menschen in den demokratischen Dialog treten. Außerdem müsse die Umsetzung für die beteiligten jungen Menschen spürbar sein.
„Dafür benötigt es eine feste Verankerung, Ressourcen und vor allem Verbindlichkeiten“, fordert Greil, sieht die Stadt aber auf einem guten Weg. „Mit dem kommunalen Rahmenkonzept Partizipation, das sich momentan in Erarbeitung befindet und an dem auch wir vom KJR mitwirken, hätten wir die große Chance, solche Verbindlichkeiten zu schaffen.“
Für die Zukunft schlägt sie zusätzlich zur jetzigen Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen eine regelmäßige Befragung auch von Kindern und jüngeren Teenies vor.
„Wir als Kreisjugendring werden die Ergebnisse der Münchner Jugendbefragung in unsere Jugendpolitischen Forderungen zur Kommunalwahl 2026 einfließen lassen“, kündigt die KJR-Vorsitzende an. Sie mahnt die Politik, auf die jungen Menschen in München zu hören. „Wir werden gespannt verfolgen und, wenn nötig, darauf drängen, dass die Vertreter*innen der politischen Parteien die Themen der Jugend ernst nehmen!“
Die Ergebnisse der 4. Münchner Jugendbefragung sind auf www.jugendbefragung-muenchen.de veröffentlicht.