An diesem Freitag, den 12. Februar, hätten mit dem letzten Schulgong die Faschingsferien begonnen. Auch wenn dies nicht mehr zu ändern ist, kritisiert der KJR die Entscheidung und fordert, die nächsten Ferien nicht anzutasten. Normalerweise wären Münchner Schülerinnen und Schüler jetzt voller Vorfreude: Auf die Zeit mit Freundinnen und Freunden, auf sonnige Tage im Schnee, vielleicht auf eine Ski- und Snowboardfreizeit und neue Freundschaften. Oder auf Faschingsfeste, auf Tagesausflüge und aufs Austoben im Trampolinpark oder im Erlebnisbad. All dies würden die Münchner Jugendverbände und Freizeitstätten jetzt anbieten, normalerweise. Vieles wäre zu Pandemiezeiten nicht wie gewohnt oder auch gar nicht möglich gewesen. Jetzt aber gibt es noch nicht mal eine Woche Auszeit von der Schule, von Arbeitsblättern und Videokonferenzen. Denn die Faschingsferien sind gestrichen.
„Ferien müssen Ferien bleiben!“, fordert die KJR-Vorsitzende Judith Greil. Denn die Absage der Faschingsferien trifft vor allem Kinder und Jugendliche, die dringend eine Auszeit von der Pandemie-Routine brauchen. „Die Faschingsferien wären besonders in diesem Jahr für alle eine wichtige Pause vom Lockdown-Alltag gewesen“, sagt Greil, „nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Eltern und Lehrkräfte.“ Und Ferienangebote dienen nicht nur der Erholung, sie tragen auch entscheidend zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen bei.
Dass eine Woche mehr Unterricht den Wissensstand der Schülerinnen und Schüler entscheidend steigert, bezweifelt Greil. Und wenn aufgeholt werden muss, dann aus Gründen, die Kinder und Jugendliche nicht zu verantworten haben. „Versäumnisse der Schulpolitik dürfen aber nicht auf dem Rücken von Lernenden und Lehrenden ausgetragen werden!“, kritisiert sie.
„Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen gehen weit über die Themen Kindergarten und Schule hinaus“, appelliert die KJR-Vorsitzende an die Entscheidungsträger. Jetzt gelte es, die Bedürfnisse junger Menschen bei der Strategie zur Pandemiebekämpfung stärker zu berücksichtigen, frühzeitig zu planen und vor allem die Betroffenen in Entscheidungen einzubeziehen.
Jetzt schon an den Sommer denken
Dass es an den gestrichenen Faschingsferien jetzt nichts mehr zu rütteln gibt, ist Greil klar. Ihr geht es aber schon um die Perspektive für Frühjahr und Sommer. Sie warnt davor, weitere Ferienzeiten anzutasten und fordert von der Politik einen Fahrplan, nach dem Jugendverbände und Freizeitstätten je nach Pandemielage ihre Angebote planen können. „Ferien und Ferienprogramme bieten wichtige Freiräume und Erfahrungsräume für junge Menschen. Diese Angebote wollen aber vorbereitet sein.“ Wer diese Programme im den Sommer anbietet, muss jetzt planen. Sie weiß, wovon sie spricht. Greil kennt die Jugendverbandsarbeit und ist heute Vorsitzende des KJR, der die Arbeitsgemeinschaft von mehr als 70 Jugendverbänden und Jugendgemeinschaften in München und zudem Träger von 50 städtischen Freizeitstätten und acht Kindertageseinrichtungen ist. „Im letzten Sommer hat die Jugendarbeit bewiesen, dass sie mit praktikablen Schutzkonzepten verantwortungsvolle Ferienangebote ermöglichen kann.“
Greil warnt davor, Forderungen nach Ferien und Auszeiten als zweitrangig abzutun. „Die UN-Kinderrechtskonvention verbrieft Heranwachsenden nicht nur das Recht auf Gesundheit und Bildung, sondern auch auf Freizeit, Spiel, Erholung – und auf Beteiligung.“
Dass Kinder und Jugendliche in die Entscheidungen, die sie betreffen, meist nicht einbezogen werden, kritisiert derzeit auch eine Banner-Kampagne, an der der KJR beteiligt ist. In der ganzen Stadt hat er mit Kooperationspartnern 200 Banner aufgehängt, die Statements von Kindern und Jugendlichen zu Corona wiedergeben. Neben Klagen über schulischen Leistungsdruck oder Vereinsamung findet sich darunter auch die Forderung nach Mitspracherecht bei den Maßnahmen. „Diese Zitate zeigen auch: Kinder und Jugendliche brauchen viel mehr als nur Schule!“, sagt Greil. Unter anderem auch Ferien davon.