Die Herbstvollversammlung am 20. November 2018 hat den Wirtschaftsplan 2019, neue Vorstands-Regeln zur Aufwandsentschädigung und neue Richtlinien zur Jugendverbandsförderung beschlossen.
Erleichterung nach dem Speed-Dating
Als die neuen Zuschussrichtlinien beschlossen sind, hält es die KJR-Vorsitzende Steffie Lux nicht mehr auf ihrem Stuhl. „Ja!“, entfährt es ihr spontan, sie springt auf und umarmt den Geschäftsführer Franz Schnitzlbaumer. Erst jetzt wird spürbar, welche Last soeben von ihr abgefallen ist. Immerhin wird seit mehr als vier Jahren um neue Verteilungsregeln gerungen. Die Diskussion begleitet Lux also schon ihre gesamte Amtszeit lang. Und das war „nicht vergnügungssteuerpflichtig“, wie sie sie schon bei der Begrüßung der 98 Delegierten erwähnt.
Ab 2020 gelten im KJR also neue „Zuschussrichtlinien Jugendverbandsförderung“, wie sie offiziell heißen. Sie ersetzen die Regeln zur Jugendverbandsförderung aus dem letzten Jahrtausend. Sie sollen den heutigen Bedürfnissen gerecht werden, die Mittel möglichst fair auf die Münchner Jugendverbände verteilen und deren Vielfalt auch in Zukunft sicherstellen. Ein ebenso großes wie wichtiges Ziel.
Davor war die Vollversammlung im Karmelitersaal unaufgeregt. Grußworte, Vorstandsbericht und ein von den Delegierten beschlossener Wirtschaftsplan für 2019. Der hat ein Volumen von 33.970.000 Euro, wovon fast drei Viertel für Personalkosten vorgesehen sind.
Eines der Ziele der Vollversammlung ist es, jenseits von Berichten, Anträgen und Beschlüssen in Kontakt zu kommen und sich über die Verbandsgrenzen hinaus auszutauschen. Dazu gibt es auch das „Jugendverbände-Speed-Dating“ zu Beginn. Die Delegierten sollen sich ein ihnen unbekanntes Gegenüber schnappen und sich gegenseitig befragen, als Starthilfe sind 8 Fragen vorgegeben. Darunter „Was war der ungewöhnlichste Ort, an dem ihr schon eine Aktion gemacht habt“ oder „Was sind die häufigsten Vorurteile, die du über deinen Jugendverband zu hören bekommst?“.
In ihrem Grußwort dankt Stadträtin Jutta Koller dem KJR für sein Engagement und ruft dazu auf, bei der Europawahl im Mai Europa zu stärken. „Es kann nicht sein, dass wir aus Deutschland Kräfte ins Europaparlament schicken, die das Gift des Nationalismus verspritzen“, ruft sie und wird mit lautem Applaus bedacht. Mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 sagt sie, dass die Stadtpolitik sicher wieder Wahlprüfsteine vom KJR erwarten dürfe.
So ist es, bestätigt Stephanie Dachsberger im Bericht des Vorstandes. Es soll vor der Wahl wieder Jugendpolitische Forderungen und einen „OB-Check“ mit aussichtsreichen Spitzenkandidaten geben. Sie berichtet auch vom Konzept zur Fachstelle Junge Geflüchtete im KJR und der Teilzeitstelle, die mit Mitteln des Bayerischen Jugendrings neu geschaffen wird.
Ein wichtiges Thema der Vorstandsarbeit war auch der Kooperative Ganztag, der ab 2025 in Bayern flächendeckend eingeführt werden soll. Die Landeshauptstadt München hat den KJR um seine Beteiligung bei den Modellprojekten fürs Schuljahr 2019/2010 gebeten, teilt Christoph Saur mit, „das ist eine Wertschätzung für unser Wissen und unser Können“.
Lange hat der KJR für ein Jugend- und Ausbildungsticket im MVV gekämpft, im Mai wurde die M-Zone für die Innenstadt beschlossen. Das war eine der Forderungen für ein pauschales Jugendticket. „Wir waren davon ausgegangen, dass alles in trockenen Tüchern ist“, berichtet Steffie Lux. Bekanntlich blockierten die Umlandgemeinden den Vorschlag und Ministerpräsident Markus Söder überraschte im Herbst mit der Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für alle – ursprünglich die KJR-Forderung für das Jugend- und Ausbildungsticket. „Falls das Pauschalticket für Erwachsene zu diesem Preis kommt, fordern wir den halben Preis für Schüler und Azubis“, gibt Lux die neue Zielrichtung an. „Uns wird’s nicht langweilig, wir bleiben dran!“
Andro Scholl stellt das Positionspapier zum Umgang mit Parteien vor, das der KJR-Vorstand am 25. September beschlossen hat. Für den KJR sind Geschlechtergerechtigkeit, Multikulturalität, Inklusion, Weltoffenheit, die Europäische Idee und Respekt gegenüber anderen Religionen, Familien- und Lebensentwürfen, sexuellen und geschlechtlichen Identitäten sowie anderer Herkunft selbstverständlich. „Personen, Organisationen und Parteien, die diesen Grundsätzen widersprechen, bieten wir keinen Raum!“, sagt Scholl. „Wir laden deren Vertreterinnen und Vertreter nicht ein, nehmen nicht an deren Veranstaltungen teil und überlassen ihnen keine Räume!“. Ein klares Statement, das von den Anwesenden mit gewaltigem Applaus bedacht wird.
Klare Zustimmung gibt es auch für neue Aufwandsentschädigungsregelung für den weiterhin ehrenamtlichen Vorstand. Diese soll auch kleineren Verbänden ermöglichen, die Vorsitzende oder den Vorsitzenden zu stellen. In der Praxis war dies bisher den großen Jugendverbänden vorbehalten, weil nur sie sich die teilweise Freistellung von Personal finanziell leisten konnten.
Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR