Angefangen hat alles 2014 als Zwischennutzungsprojekt der Färberei. Geplanter Zeitraum: zwei Jahre. Es wurden schließlich fast neun Jahre daraus …
In dieser Zeit hat sich das Köşk in den Räumlichkeiten der ehemaligen Stadtbibliothek Westend mitsamt dem Garten und den Bäumen davor zu einem der seltenen unkommerziellen, künstlerischen und sozialen Freiräume etabliert, der inzwischen nicht mehr aus der Stadt München und schon gar nicht vom KJR wegzudenken ist. Nun hat das Köşk seinen Abschied vom Westend gefeiert.
Für den ganzen Juli 2023 wurden – „TATATATAAA“ – die großen KöşkAbrissFestspiele ausgerufen, als eine Liebeserklärung an das Köşk, aber auch an die Nachbarschaft, die Köşk-Besucher*innen und Ö_Freund*innen aller Art, die den Ort so einzigartig gemacht haben. Das umfangreiche Programm war dank der Unterstützung von Kulturreferat und Sozialreferat der LH München, dem JugendKulturWerk München sowie dem BA 8 Schwanthalerhöhe für alle und kostenfrei. So konnte das Köşk seinem Ö_Prinzip „Dö könn jö jede*r kömmen!“ treu bleiben.
Auf dem Programm standen eigens für das Ende des Köşk komponierte Uraufführungen, nostalgisch-schöne Neuaufgüsse, (Musik)Performances zum Abtanzen und Abhängen, gemeinsames Essen, Malen, Werkeln, Kunstmachen und Zusammensein … Und natürlich durfte das „Köşkival – Behinderung ist Rebellion“ als eines der Köşk-Herzensprojekte nicht fehlen – in Gedenken an den verstorbenen Münchner Autor und Förderer inklusiver Kultur Max Dorner, dem das Köşk so viel mehr als nur den Titel dieses inklusiven Festivals verdankt.
Es war überwältigend schön, wie viele Menschen gekommen sind und mitgefeiert haben und wie oft die Wände übermalt worden sind! So wurde das Köşk am Ende noch selbst zum Kunstwerk.
Nach diesen wunderschönen Festspiel-Sommer-Wochen ging es schließlich schweren Herzens ans Räumen, Aussortieren und Kisten packen. Um den Umzug zu erleichtern, trennte sich das Team von schwerem Gepäck und lud am 22. Oktober zum Flohmarkt mit dem Motto „Ölles muss raus!“ ein: jetzt aber wirklich ein allerletztes Mal Köşk-Luft schnuppern und sich eine ganz persönliche Erinnerung ans Westend-Köşk sichern! Feilgeboten und schließlich auch mitgenommen wurde „Ölles“ aus den Untiefen des Köşk-Universums und das weitestgehend auf Spendenbasis: Devotionalien aus dem Musikzimmer und der Dunkelkammer, süper Kunst & ölle Bretter, gelbe Auslegeware, Sektgläser, Vogelfutter, Schürzen oder geschnürte Pakete zum Irgendwas-Selbermachen.
Dazu gab es gleich zwei musikalische Premieren: vom Praktikanten Elias, der sich zum ersten Mal und mit großem Erfolg als DJ präsentierte, und von der Band „Sinem“, die mit ihrem ultimativ-allerersten Auftritt das Köşk zum absolut allerletzten Mal zum Kochen brachte.
Die Zeit im Westend ist zwar nun vorbei, aber mit dem Köşk geht es weiter. Das neue Zuhause des Köşk wird in der Schillerstraße 38 sein.
Andrea Schönhofer