Lange Jahre gewünscht und geplant – erste Gespräche über Sanierung bzw. Neubau des Jugendzentrums aqu@rium hatten schon vor etwa 15 Jahren begonnen – nun steht es da, das neue Haus. Am 12. Juli fand die offizielle Eröffnungsfeier statt.
Natürlich gibt es wieder ein echtes Aquarium im gleichnamigen Jugendzentrum, und es hat einen zentralen Platz bekommen zwischen Eingangsbereich und großem Saal. In diesem haben sich bereits zahlreiche Gäste eingefunden, die sich lebhaft unterhalten und am Kuchenbuffet stärken, bis Einrichtungsleiter Jiri Kadlec den offiziellen Teil der Eröffnungsfeier ankündigt. Er begrüßt die Anwesenden mit „kollegialem KJR-Du“ und stellt das Programm vor, alles musikalisch umrahmt von der Chris-Zimmermann-Band.
Als erste Rednerin kommt Stadträtin Alexandra Gaßmann auf die Bühne, sie überbringt in Vertretung des Oberbürgermeisters Dank und Grußworte der Landeshauptstadt München – mit historischen Infos und persönlicher Note. Dass Pasings Geschichte bis ins Jahr 763 zurückgeht, es damit fast 400 Jahre älter als München ist und erst 1938 eingemeindet wurde, ist offenbar den meisten Gästen neu. Und Gaßmanns Frage, wann denn München gegründet wurde, kann auch niemand so genau beantworten: 1158! Vergleichsweise jung ist dagegen das 1967 entstandene Jugendzentrum. „Ein guter Jahrgang!“, betont Gaßmann – im Publikum schmunzeln alle, die wissen, dass die Stadträtin ebenfalls in jenem Jahr das Licht der Welt erblickt hat.
Als nächste ist KJR-Vorsitzende Judith Greil an der Reihe, über das Pasinger Jugendzentrum und seine bewegte Geschichte im Laufe von fast sechs Jahrzehnten zu sprechen. In seiner Anfangszeit, als Kinder- und Jugendtreffs noch „Freizeitheime“ hießen, gab es ein Fotolabor, eine Radiobastelwerkstatt, eine Werkstatt für Holzarbeiten, eine für Moped-Reparatur, ein Fernsehraum, zwei Aufenthaltsräume und ein Musikzimmer. Aber schon wenige Jahre nach der Eröffnung wurde bei einer Bürgerversammlung die Schließung gefordert, da Gewalt und Vandalismus überhandgenommen hatten. Doch so schnell gibt der KJR eine Freizeitstätte nicht auf, und mit einem neuen Konzept wurde das Haus wieder eine attraktive Begegnungsstätte für Jugendliche in Pasing – und ist es bis heute geblieben! Ab 1994 war es mit dem Namen „Spax – mehr als ein Café“ konzeptionell ein Jugendkultur- und Veranstaltungshaus, das sich nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern auch an Erwachsene richtete. 2002 wurde es – mit wiederum neuem Konzept nach einer Besucher*innen-Befragung – zum 35-jährigen Jubiläum in „Jugendzentrum aqu@rium“ umbenannt.
Judith Greil bedankt sich beim langjährigen Leiter Jiri Kadlec und seinem Team für die engagierte Arbeit, auch und gerade in den vergangenen Jahren, die von großen Herausforderungen gekennzeichnet waren: die Abriss- und Neubauphase mit Betrieb im Containerbau und nicht zuletzt die Corona-Krise mit Schließungszeiten und eingeschränkten Öffnungsmöglichkeiten. Das pädagogische Team hat das alles „gewuppt“ und war auch in diesen Zeiten für die Pasinger Kinder und Jugendlichen da – und im neuen Haus hat das Programm wieder volle Fahrt aufgenommen! Mit neuen Räumen und neuer Ausstattung: Werkstatt, 3D-Druck, Plotter, Nähmaschinen, Staffeleien, Bandraum – und nicht zu vergessen das rec-play-Studio! „Das Haus ist super geworden!“, bestätigt Kadlec.
Greil stellt auch das Team des zweigruppigen Horts vor, der im neuen Gebäude ebenfalls einen Platz gefunden hat. Die Mitarbeiter*innen nutzen die Eröffnungsfeier für einen „Tag der offenen Tür“. Der Hort wird dann auch noch eine eigene Eröffnungsfeier bekommen – und einen eigenen Namen. Sie bedankt sich bei allen städtischen Referaten und Personen, die zum Gelingen dieses großen Bauprojekts beigetragen haben. Dann macht sie die Bühne frei für eine musikalische Einlage: Jamila, genannt „Zik“, präsentiert selbst geschriebene Rap-Songs mit nachdenklich kritischen Texten. Die junge Frau schildert, wie sie durch das Jugendzentrum unterstützt wurde und die vielfältigen Möglichkeiten nutzen konnte, sich auszuprobieren und weiterzuentwickeln.
Schwungvoll betritt dann Kommunalreferentin Kristina Frank die Bühne. Sie ist sichtlich begeistert, zu diesem Anlass sprechen zu dürfen. Unter anderem, weil Pasing „Heimat“ für sie ist, sie ist hier aufs Max-Planck-Gymnasium gegangen, und sie betont, „wie wahnsinnig wichtig“ es sei, dass es solche Orte wie das aqu@rium für Kinder und Jugendliche gibt. Das Pasinger Jugendzentrum sei schon in ihrer Jugend eine Institution gewesen. Außerdem sei sie „fast vom Stuhl gefallen“, als sie in der Rede von Judith Greil gehört habe, dass es noch Hortplätze ab Herbst gibt.
Zwischendurch nähert sich ein kleiner Junge der Bühne und fragt „Macht ihr auch Musik?“. Kristina Frank lacht: „Du hast völlig recht, die Band ist viel besser als ich“. Ihre Pressesprecherin habe ihr ja vorgeschlagen zu rappen, aber das könne sie nicht, sie habe allerdings von Chat GPT einen Rap verfassen lassen, den sie zumindest vorlesen könne…
In München, Pasing, da ist was am Entstehen – ein Aquarium, wo wir uns alle sehen.
Bandprobenraum, Aufnahmeraum, alles ist am Start: Die Jugend wird kreativ, das ist voll smart.
Die Holzfassade, bunt und fresh, Pasing wird zur Partyzone – das ist kein Stress.
Kommt her, habt Spaß – zusammen sein bringt Sinn, in dem Jugendzentrum wird jeder von uns ein Gewinn.
In München, Pasing, da geht’s ab, verstanden?
Dieses Aquarium wird der Hit in allen Landen.
Dann kommt Sebo, ein weiterer ehemaliger Besucher des Jugendzentrums, und fasziniert das Publikum mit einer Trommel-Performance.
Als Vertreter des Baureferats spricht schließlich Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau, auch seine Rede ist von professioneller sowie persönlicher Freude geprägt. Er findet es „toll“, was das neue aqu@rium der Jugend bietet. Er habe selbst auch mal in einer Band gespielt, sie hätten damals im Pfarrsaal geprobt und mussten immer erst Sachen von einem Raum in den anderen tragen, um Platz zum Spielen zu haben.
Der Hausbau sei eine „intensive Schwimmübung“ gewesen, berichtet er. „Es war alles dabei, was man sich auf einer Baustelle nicht wünscht, Verzögerungen, Lieferengpässe…“. Aber das Ergebnis sei Belohnung dafür, das sehe er auch in den Gesichtern seiner Mitarbeiter: „Die freuen sich alle!“
Dann erfährt man von ihm noch einige Fakten zum Haus, auch in Bezug auf Nachhaltigkeit, dass es nämlich ein Hybrid-Gebäude ist, also überwiegend aus Holz, kombiniert mit anderen Materialien, etwa einer Wärmedämmung aus alten Zeitungen. Und dass unter Hinzuziehung eines Baumspezialisten ein Bergahorn auf dem Gelände erhalten werden konnte.
Schließlich sagt er, an seine Vorrednerin anknüpfend, „rappen kann ich auch nicht, trommeln kann ich nicht – aber ich war auf dem Tollwood bei Jan Delay!“ Den Gesichtern im Publikum ist anzusehen, dass sie sich fragen, was nun wohl kommt. Dann schmettert er den Refrain von dessen Song „St. Pauli“, den er für den Anlass abgewandelt hat:
„Im aqu@rium brennt noch Licht
Da ist lange noch nicht Schicht
Denn im Großen und im Ganzen wollen wir doch alle tanzen“
Jiri Kadlec bedankt sich für die Reden und lobt die „verborgenen Talente“, die sich dabei gezeigt haben. Den letzten vorgesehenen Redner, Ronald Wirth vom Stadtjugendamt, muss er leider krankheitsbedingt entschuldigen – so bleibt ihm noch, den geselligen Teil des Abends und das Buffet zu eröffnen. Die Kinder und Jugendlichen sind sowieso schon draußen beim Spielen.
Ingrid Zorn, Öffentlichkeitsarbeit, KJR