Sommer.dok 2019 – „Auf die Straße!“

Unter dem Motto „Auf die Straße!“ schlug die historisch-politische Bildungswerkstatt Sommer.dok am 16. und 17. Juli 2019 bereits zum siebten Mal auf dem Königsplatz ihre Zelte auf.

Das Besondere an Sommer.dok ist nicht das stets pünktlich einsetzende sonnig-heiße Wetter, sondern es sind die jungen Menschen selbst, die jedes Jahr in Eigenregie Planung und Durchführung der Open-Air-Veranstaltung übernehmen. Sie gestalten dabei Bildung ganz nach ihren eigenen Interessen und Fragen: thematisch wie methodisch äußerst vielfältig und im positivsten Sinn eigen-sinnig, ernsthaft und heiter, unbequem und kritisch – immer brandaktuell.

Ort und Format sind bewusst gewählt: deutlich hör- und sichtbar auf dem ehemaligen Aufmarschgelände der Nationalsozialisten mitten in München präsent, ist Sommer.dok offen für alle und lädt ein, sich Zeit zu nehmen, Neues zu erfahren, Gedanken und Impulse aufzunehmen, zu diskutieren und Kontakte zu schließen. Sommer.dok führt in seinem Verständnis von außerschulischer Bildungsarbeit kognitive, künstlerisch-kreative und interaktive Elemente zusammen – ohne Leistungsdruck und mit viel Raum zum Ausprobieren oder einfach zum Chillen. Dafür erhielt Sommer.dok 2018 den Mosaik-Jugendpreis der Städte München und Nürnberg.

„Vom Mitmachen und Widerstehen – Antidemokratische Bewegungen und demokratische Gegenbewegungen gestern und heute“, so der Titel der Vormittagsangebote, die zwei 9. Klassen eines Gymnasiums und einer Realschule besuchten. Rundgänge durch Teile der Ausstellung im Doku-Zentrum wechselten sich ab mit interaktiven Angeboten am Demokratiemobil des Kreisjugendring München-Stadt. Thematisch aufeinander abgestimmt, erwies sich diese Kombination nach Rückmeldung aller Beteiligten als besonders gewinnbringend. Der Gesprächsbedarf ist immer groß, nicht zuletzt deshalb, weil im Unterricht nur selten Zeit dafür bleibt.

Demokratiemobil meets NS-Dokumentationszentrum

Wie es funktioniert, Menschen zu mobilisieren und beispielsweise eine Demo zu organisieren, lernten die Interessierten in einem Workshop. Ein zweiter Workshop ermöglichte Einblicke in die aktuelle Praxis der Aktiven von Fridays For Future (FFF).

Umsäumt von einem Feld aus Mohnblumen und weißen Rosen mit Kärtchen voller Wünsche und Gedanken über die Demokratie heizte die Band „life on wheels“ mit Balkan-Rock am Abend den Gästen auf dem Königsplatz kräftig ein.

Was Engagement bis an die physischen und psychischen Grenzen abverlangen kann, ehe Erfolge sichtbar werden, beschrieb der Dokumentarfilm „Die rote Linie“, der in unserem Mitternachtskino zu sehen war. Der anhaltende Widerstand gegen die Rodungen im Hambacher Forst berührte das Publikum auf dem Königsplatz nachhaltig. Viele Menschen setzten sich spontan zu uns und verfolgten den Film.

Warum es trotz Widerständen und Hindernissen wichtig ist, am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben, erfuhr das Publikum in unserem Sommer.dok-Highlight 2019, dem 3-Generationen-Talk. Vertreterinnen und Vertreter von FFF, #ausgehetzt und der Friedensbewegung mit dem Zeitzeugen Ernst Grube berichteten über ihre Motive und Erfahrungen. Sie riefen zu Neugier, Achtsamkeit und klarer Haltung auf: Demokratie geht uns alle etwas an. Sie braucht uns, unseren Schutz und unsere Bereitschaft zu Bewegung.

Sylvia Holhut, Fachbereich Demokratische Jugendbildung, KJR