Die Genehmigung kam erst wenige Tage zuvor, doch das achte Sommer.dok war trotz geändertem Konzept und Pandemie- Auflagen ein großer Erfolg. Es zog 150 vor allem junge Menschen auf den Königsplatz.
Soviel Hartnäckigkeit, Einsatz und positive Stimmung musste einfach belohnt werden: Unverdrossen plante das Sommer.dok-Team sein achtes historisch-politisches Event auf dem Königsplatz, auch wenn fast bis zum Start unklar war, ob es überhaupt stattfinden darf. Erst vier Tage vor dem Termin am 14. und 15. Juli kam dann die erhoffte Ausnahmegenehmigung aus dem KVR. „In was für einer Welt wollt ihr leben“ war das diesjährige Motto mit dem Schwerpunkt auf Menschenrechten, Ideen, Forderungen und Utopien dazu, wie man sich ein München 2050 vorstellt.
Auch wenn diesmal keine Workshops stattfinden konnten, zog Sommer.dok mit Installationen auf dem Platz und zwei attraktiven Abendprogrammen insgesamt 150 zumeist junge Teilnehmende an. Über Martina Mittenhuber vom Menschenrechtsbüro Nürnberg konnten sie sich über die Entstehung der Menschenrechts-Charta, aber auch über Probleme im Umgang mit ihr informieren. Danach tauschten sie sich in einem Gespräch mit Klaus Schultz, Diakon i.R. der Evangelischen Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau, und Nuschin Rawanmehr vom Migrationsbeirat und Nachbarschaftstreff Ramersdorf aus über Motive und Gedanken zu Menschenrechten und zur Frage, wie wir leben möchten.
Der Mittwochabend gehörte dann ganz einem Speed-Dating mit den Stadträtinnen und Stadträten Nimet Göckmenoglu (Grüne), Lena Odell (SPD), Marie Burneleit (Die Partei/ Linke) und Dr. Jörg Hoffmann (FDP): Dabei wanderten diesmal die kommunalen Gäste von Gruppe zu Gruppe und waren in erster Linie aufmerksame Zuhörer*innen für die Ideen, Anliegen und Impulse der Jugend rund um die Thematik „In welchem München wollen wir leben?“. Den Abschluss von Sommer.dok bildete wie immer das Mitternachtskino, diesmal zu Ehren und in Gedenken an den Münchner Widerstandskämpfer Georg Elser, der mit seinem Attentat auf Hitler den verheerenden Krieg verhindern wollte, dafür gefoltert, jahrelang im KZ Dachau gequält und kurz vor Kriegsende ermordet wurde.
Unter den vielen Installationen auf dem Platz, unter anderem mit zwei hervorragenden und gut besuchten Ausstellungen zur Geschichte des Königsplatzes von Lorenz Seibl und Julian Schulz sowie mit Werken von Schülerinnen* und Schülern* der Montessori-Oberschule für Gestaltung, stachen vor allem die lebensgroßen Buchstaben „Werte Menschen“ des Objektkünstlers Adam Stubley hervor, eine Leihgabe des Tollwood-Festivals. Sie standen quer genau auf dem Ort der Bücherverbrennung 1933, auf dem Platz der Aufmärsche im Nationalsozialismus, inmitten des ehemaligen Parteiviertels der NSDAP. Die Wucht der Aussage verstanden die Leute sofort und plädierten zahlreich dafür, diese Buchstaben an diesem Ort dauerhaft aufzustellen.
Großer Respekt und Dank gilt den beiden „Säulen“ von Sommer.dok: Dem jungen Planungsteam, das unter schwierigen Bedingungen ganz besondere, attraktive Inhalte entwickelte und durchführte und den Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Junges Engagement und des Tchaka, die mit großem Einsatz und Flexibilität die Logistik managten. Sommer.dok 2020 war mit all den Auflagen diesmal anders, reduzierter, aber ganz sicher ein Highlight, eine tröstliche Konstante in diesem außergewöhnlichen Jahr.
Sylvia Holhut, Demokratische Jugendbildung, KJR
Foto: Julian Schulz