Günther

Günther war einer der ersten Besucher im Freizeitheim Milbertshofen (heute TASSO33).

Ohne Freizeitheim wären wir alle auf die schiefe Bahn geraten.

Wann warst Du das erste Mal in der Einrichtung?
Am 14. September 1965, als das Freizeitheim eröffnet wurde.

Wie alt warst Du?
20 Jahre

Wie lange hast Du die Einrichtung besucht?
Etwa vier Jahre noch und das war eine Ausnahme, denn eigentlich war das nur bis 18 Jahre möglich, aber ich habe mich auch ehrenamtlich eingebracht.

Was hast Du von den Angeboten genutzt?
Ich war jeden Tag im Fitness-Raum.
Eine Tanzlehrerin brachte uns neben Walzer und Fox auch Tänze mit so tollen Namen wie Boogie-Woogie oder Slap bei. Ich habe an Ausflügen teilgenommen, z.B. nach Burghausen oder auf eine Hütte in den Bergen. Es gab Fußballturniere, Fotolabor, Disco-Partys, Schreinerei. Wir haben Seifenkisten gebaut und ein Seifenkistenrennen am Berg in der Domagkstraße gemacht. Und dann noch Faschingsbälle, Weihnachtsfeiern mit den Senioren aus dem Altenheim in der Rümannstraße und es gab eine Musikband im Haus.

Gab es Ansprechpersonen, die für Dich besonders wichtig waren?
Das ganze Team war wichtig, ohne Ausnahme.

Gab es Situationen, in denen Du individuell unterstützt wurdest?
Ich wurde immer unterstützt, in jeder Situation. Gespräche mit dem Team waren jederzeit möglich, es wurden immer Lösungen gefunden.

Gibt es Dinge, an die Du heute immer noch denkst und die Du beherzigst?
Ich war fast jeden Tag im Freizeitheim. Meine Jugend war dadurch geprägt. Es war wie zweite Heimat, wie eine Großfamilie. Ich habe gelernt, wie man sich benehmen muss, also Sozialverhalten. Man ist hier zusammengewachsen. Es war späte Nachkriegszeit, es waren keine Väter da. Durch das Freizeitheim war man von der Straße weg. Eine konkrete Erinnerung: Am Schuttberg stand neben einem Gartenhaus unter einem Gebüsch ein Moped, was wir einfach mitgenommen haben. Wir sind dann ins Gartenhaus eingebrochen und haben das Moped dort ausgeschlachtet. Alles kam raus und wir bekamen drei Tage Arrest im Cornelius-Jugendgefängnis. Wenn es so weitergegangen wäre, also ohne Freizeitheim, wären wir alle auf die schiefe Bahn geraten!

Was machst Du heute?
Ich bin Rentner. Mit unserer Band haben wir Musikauftritte im Freizeitheim bei besonderen Anlässen, Geburtstagen oder Jubiläen.

Hast Du heute noch Kontakt zu Leuten von damals oder zur Einrichtung?
Ich habe noch einen sehr guten Kontakt zum TASSO, speziell zu Ulrike Renner.
Auch zu anderen ehemaligen Besuchern besteht noch guter Kontakt.

Im TASSO haben sich aus meiner Generation mindestens fünf Ehepaare gefunden!