Izo

(auf dem Bild in der Mitte mit dem hellen Pullover)

Izo besuchte ab dem 7. Lebensjahr das SBZ Sendling.

Rizk, wie wunderbar, Dich unseren Freund nennen zu dürfen!

Ich bin Izo, wohne in Sendling, Vollzeit-Mama von einem sehr süßen kleinen Jungen, und Teilzeit-Ingenieurin bei einem Automobilhersteller (ich entwickle Parksysteme). Ich bin gefühlt und meistens auch real immer zu spät dran und versuche, allen meinen Lebensbereichen und meinen Liebsten gerecht zu werden, allerdings mit eher mäßigem Erfolg.

Vor ein paar Monaten war ich mit meinen Mädels, ihren Kindern und Sylvia Bögl (Anm. Pädagogin SBZ Sendling) zur Eröffnung der Ausstellung (Anm. Lang ist’s her – läuft bei mir“) verabredet. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich es nicht geschafft hatte, rechtzeitig auch meinen Beitrag zu schreiben. Das Foto, welches ich einschicken wollte, hatte ich vor Monaten, an einem Abend voller verstaubter Fotoboxen und lustiger Erinnerungen ausgesucht, hatte es jedoch nicht geschafft, mir die Zeit für die richtigen Worte aus meinem immer vollen Alltag rauszuschnitzen.

Da stand ich nun, mitten in der Ausstellungseröffnung, wieder mit meinem schlechten Gewissen, den wichtigen Menschen aus dem SBZ Sendling nicht gerecht geworden zu sein, und las die vielen wundervollen Beiträge. Selma, Emel und natürlich unsere wunderbare Sevi hatten geschrieben, aber auch Ramo, der sich sogar an diesem frühen Nachmittag die Zeit genommen und zur feierlichen Eröffnung gekommen war. Ich war gerührt. Auf einem der Fotos von damals war sogar meine inzwischen verstorbene Mama zu sehen und es hat mir gefallen, sie selbst hier wieder zu sehen.

Jedenfalls glaube ich, kriegt man im Leben selten eine so offensichtliche zweite Chance wie in diesem Fall. Und nun sitze ich hier und suche nach den richtigen Worten. Ich denke, das Gefühl, das ich empfinde, ist Liebe und auch Dankbarkeit. Weil diese wunderbaren bunten Menschen vom SBZ, zu vielen unterschiedlichen Zeiten in meinem Leben, dieses großartigst bereichert haben.

Ich fange an mit Sylvia, diese wunderbare, starke, lebenslustige Frau. Eine meiner stärksten Erinnerungen ist, wie sie zu mir sagte, wie ungemein bemerkenswert sie es findet, dass meine Schwester und ich in kürzester Zeit die deutsche Sprache gelernt haben (ich war 7 und meine Schwester 9, als wir zum zweiten Mal nach München gezogen sind) und auf dem Gymnasium so erfolgreich sind. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte sie. So hatte ich das nie gesehen. Ich weiß heute noch, dass ich stolz auf mich war. Die nächste Erinnerung teile ich mit meinen Mädels von damals (die auch meine Mädels von heute sind): Mit Sylvia haben wir jahrelang, in witzigsten Konstellationen, unendlich viele Musicals und Opern besucht. Weder hätten wir das selbst organisiert, noch hätten wir das budgetiert bekommen. Noch heute liebe ich Theater und Musical und ich bin Sylvia dankbar, dass sie diese Liebe in mein Herz gepflanzt hat.

Ein weiterer Mensch, den man vom SBZ Sendling kennen und lieben muss, ist meiner Meinung nach Mehmet. Immer ein wenig zerzaust und durch den Wind hat er gewirkt, damals wie auch heute. Früher, wenn wir zwischen Schule und Hausaufgabenbetreuung und auch später selbst zur Unizeit, wenn es uns nachmittags mal wieder nach Sendling verschlagen hat, da war diese Sicherheit, dieses wohlige Gefühl, diese Person dort anzutreffen, mit ihm ein Glas Tee zu trinken, eine Runde Tavla (Backgammon) zu spielen und über den Alltag oder die Welt zu diskutieren. Seine Art, Menschen und ihr Tun zu erklären, hat mich stets beruhigt. Wir haben abends mit meinen Mädels und ihm noch viele Jahre gemeinsam Volleyball gespielt. Später wurden die Teams sogar um unsere Ehemänner erweitert. Da er nun in der Türkei lebt, sehen wir uns nicht mehr so häufig. Als wir uns alle letzten November zum Bierchen getroffen haben, war ich aber glücklich zu sehen, dass sein Wesen sich nicht verändert hat.

Last but sicher not least, gibt es diesen wunderbaren Menschen namens Rizk in unserem Leben. Damals als Pädagoge immer für uns da, begleitet er uns nun schon seit Jahrzehnten als Freund durch unser Leben. Durch gute und schlechte Zeiten, immer mit schallendem, gemeinsamen Gelächter. Wieso das so ist, kann ich nicht benennen, aber so wenig sonst ich von meinen Gedanken und Sorgen preisgeben mochte, umso mehr hab ich ihm schon immer alles recht ungefiltert erzählt, so kommt es mir jedenfalls vor. Es scheint einfach aus mir rauszusprudeln, wenn er fragt, wie es mir geht. Er tut es mit einem aufrichtigen Interesse. Ich glaube, er war der erste Vegetarier, den ich kennengelernt habe, und definitiv ist er der erste, der aus Überzeugung keinen Fernseher in seiner Wohnung besaß. Ein großartiger Mensch bist Du Rizk, wie wunderbar Dich unseren Freund nennen zu dürfen.