Lahib

(links im Bild)

Lahib war mit 13 Jahren das erste Mal im Jugendtreff Neuaubing.

Züleyha wusste gleich, dass etwas nicht stimmte

Im Alter von 13 Jahren betrat ich den Jugendtreff Neuaubing das erste Mal.

Zunächst sehr verunsichert, da ich in der Pubertät ein eher introvertierter Mensch war, bestaunte ich das Gebäude von innen und erst dann wurde mir klar, welche Möglichkeiten hier den Besuchern gegeben waren. Man konnte die Halle zum Basketball und Fußballspielen nutzen, Tischtennisplatten sorgten für Abwechslung und um den Kicker-Tisch versammelten sich vor allem die Jungs. Entlastend für viele Eltern, gab es die Möglichkeit der kostenlosen Hausaufgabenbetreuung für Kinder bis ca. zwölf Jahren.

In den Sommerferien wurde uns immer wieder die Möglichkeit geboten, für einige Tage zu verreisen. Ich selbst habe das Angebot mehrmals genutzt. Da dies von der Einrichtung finanziell gefördert wurde, mussten unsere Eltern nur einen relativ geringen Betrag bezahlen, damit wir Kinder verreisen konnten. Da die meisten Besucher des Jugendzentrums in finanziell ärmeren Verhältnissen aufgewachsen sind, war das eine einmalige Möglichkeit für uns. Aber nicht nur der finanzielle Aspekt spielte hierbei eine große Rolle, auch die Tatsache, dass wir Jugendlichen auf diesen Reisen sehr viel gelernt haben. Fremde Kulturen, das Meer und die Berge kannten viele von uns nur aus dem Fernsehen. Aber auch die Tatsache, einige Tage auf sich gestellt zu sein, sich in einer Gruppe einzufügen und gleichzeitig den Gruppenzusammenhang zu stärken, indem man Arbeiten erledigen musste, die auf diesen Reisen anfielen, wie kochen, Geschirr abspülen, säubern der Zimmer usw.

Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass in dieser Einrichtung zwar viel Spaß und Sport angeboten wurde, man aber auch vieles lernen konnte. Hierbei spielten die Pädagogen eine große Rolle. Mir selbst blieben dabei vor allem die Züleyha (welche mittlerweile seit Jahren als Leiterin der Einrichtung dort arbeitet), die Eva (leitet ein anderes Jugendzentrum) und der Berti (Leiter Tenne Aubing) in Erinnerung.

Wobei ich eine Anekdote wohl nie vergessen werde: Als ich 16/17 Jahre alt war und mit schlechten Noten nach Hause kam, gab es daheim Zoff und ich verließ im Streit die Wohnung. Ohne wirklich zu wissen, wohin ich gehen sollte, zog es mich automatisch in unser Jugendtreff, in welchem mich Züleyha empfing und gleich mit dem ersten Blick wusste, dass etwas nicht stimmte. Als ich ihr von meinem Streit mit meinen Eltern erzählte, schlug sie vor, als Vermittlungsperson zu fungieren. Sie ging mit mir nach Hause zu meinen Eltern. Ich habe noch genau in Erinnerung, mit welcher Ruhe und Gelassenheit Züleyha meinen Eltern erklärte, dass eine schlechte Schulnote kein Untergang wäre. Das Gespräch dauerte rund eine halbe Stunde und meine Eltern waren dann überzeugt und gleichzeitig positiv überrascht. In ihren Augen war das Jugendzentrum eine Einrichtung, in der die Kinder eher von ihren Schulaufgaben abgelenkt wurden. Züleyha verstand es aber, meinen Eltern plausibel zu erklären, dass das Jugendzentrum eine Ergänzung zur Schule darstellt.

Was mir noch positiv in Erinnerung geblieben ist, ist die Tatsache, dass es einige Jugendliche gab, die zu Jugendräten gewählt worden sind und auf diese Weise Verantwortung übernahmen. Ich selbst belegte die Position für einige Jahre. Das hatte den Vorteil, dass wir die Schlüssel zur Einrichtung erhielten, was zur Folge hatte, dass wir das Haus abends und am Wochenende, ohne Anwesenheit der Pädagogen, öffnen konnten. Ich lernte in dieser Zeit, Verantwortung zu übernehmen, eine Führungsrolle einzunehmen und andere Besucher der Einrichtung auf Fehler und Regeln hinzuweisen.

Eigentlich ist der Jugendtreff nur für Jugendliche bis 18 Jahre gedacht. Da ich aber einen sehr guten Draht zu den Pädagogen und zu vielen Besuchern hatte, besuchte ich die Einrichtung noch viele Jahre weiter und half bei Veranstaltungen mit.

Mittlerweile arbeite ich seit Jahren in der Verwaltung für einen großen Fußballverein und leite dort ein Team von 14 Mitarbeitern.

Leider ist der Kontakt zu vielen von damals im Laufe der Zeit abgebrochen. Wobei ich hin und wieder mit der Züleyha schreibe und mich jedes Mal sehr freue, wenn ich sie sehe.