Werner

Werner besuchte das SBZ Fideliopark von 1976 bis 1982.

Hört den Jugendlichen zu.

Ich habe direkt in der Fideliostraße gewohnt und das SBZ Fideliopark war nur einen Steinwurf entfernt. Das Gebäude war damals schon ein Provisorium. Ich war von 1976 bis 1982 dort aktiv. Begonnen hat dort die Zeit von meinen Spezln und mir, alle um die 16 Jahre alt, weil es uns gestunken hat, dass das SBZ sich hauptsächlich um Kinder und Erwachsene gekümmert hat und um eine bestehende Seniorengruppe. Unter anderem deshalb sind wir am 15.07.1976 zu einer Stadtteilversammlung gegangen. Einer aus unserer Jugendgruppe hat ordentlich Dampf abgelassen: Argumentiert haben wir, dass der Kreisjugendring den Begriff ‚Jugend‘ im Namen trägt und sich deshalb in dieser Einrichtung mehr mit den Jugendlichen beschäftigt werden muss. Auch wir Jugendlichen wollten schließlich das SBZ nutzen. Einige der hauptamtlichen Pädagogen haben dies wahrgenommen und uns unterstützt. Wichtig war jedoch, dass die damalige Oberföhringer Stadträtin Maria Nindl uns protegierte und dafür plädierte „Hört den Jugendlichen zu“. Sie nahm uns mit unseren Sorgen und Interessen ernst und so konnte unsere Jugendgruppe im SBZ starten. Im Herbst 1976 wurden wir dann zu viert bei einer Sondersitzung in den SBZ-Beirat gewählt.

In dieser Zeit machte ich eine Lehre als Elektriker. 1979/1980 wurde dann ein Anbau zum bestehenden Provisorium gemacht, den wir als Jugendliche vorwiegend selbstverwaltet nutzen durften. Unsere Gruppe, der Kern bestand aus 6 bis 8 Leuten, hatten Schlüssel für den Anbau und vorrangig haben wir dort öffentliche Partys veranstaltet. Die Feiern waren erfolgreich. Wir hatten teilweise 200 bis 300 Gäste. Irgendwann mussten wir gar keine Werbung mehr machen. Die Leute kamen einfach. Damit wurde Geld verdient, das wir wiederum direkt in das neueste und beste Musikanlagen-Equipment gesteckt haben. Doch die Feiern wurden dann nach und nach zu groß, sodass wir, als 19- oder 20-Jährige, von uns aus die Kontaktbeamten der Polizei mit ins Boot holten.  

Auch wenn unser Anbau hauptsächlich selbstverwaltet war, war unsere Kerngruppe bei den wöchentlichen Besprechungen der Hauptamtlichen eingebunden. Ich erinnere mich außerdem, dass wir eine Hauszeitung hatten, die regelmäßig erschien und die wir gemeinsam gedruckt haben.

Meine ehrenamtliche Tätigkeit während meiner Zeit im SBZ kam mir dann zugute, als ich eine Ausbildung als Erzieher gemacht habe. Ich habe alle meine Praktika beim KJR gemacht und war somit in unterschiedlichen Häusern in der Stadt. Nach meiner Ausbildung folgte dann der Zivildienst. Danach habe ich meinen Meister als Elektriker gemacht und mich 1991 selbständig gemacht. Mein erster Auftrag war dann, wie sollte es anders sein, in einer Einrichtung vom KJR: im Spax, dem heutigen aqu@rium, habe ich mit Jugendlichen die Disco auf Vordermann gebracht. Dort nicht als Pädagoge mit Jugendlichen zu arbeiten, sondern als Handwerker, hat super geklappt.

Das SBZ hat nicht nur mich, sondern auch den Stadtteil und das Leben seiner Bewohner bis heute beeinflusst. 1976/77 wurde unsere Jugendgruppe von Frau Gleixner, der Leiterin der Seniorengruppe im SBZ angesprochen, ob wir nicht Lust hätten, ein kleines Stück bei deren Weihnachtsfeier aufzuführen. Daraus wurde dann ein Ein-Akter, der uns 15- bis 18-Jährige vor eine große Herausforderung gestellt hat. 1984 wurde nach regelmäßigen Vorstellungen der Verein „Bayerische Volksbühne Watzmann e.V.“ gegründet, der bis heute besteht. Außerdem habe ich noch immer Kontakt zu mehreren Leuten aus unserer Jugendgruppe aus dem SBZ.