In unserer Vision wachsen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter Bedingungen auf, die ihnen Perspektiven für ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Leben geben.
Wir setzen uns aktiv für die Umsetzung demokratischer Werte und der Menschenrechte ein. Gesellschaft gestalten und Verantwortung übernehmen zu können ist, ein Lernprozess, für den wir mit unserer pädagogischen Arbeit in unseren unterschiedlichen Einrichtungen und Projekten den Rahmen bieten. Selbstbestimmung und Freiwilligkeit sind dabei handlungsleitende Prinzipien im Rahmen der Möglichkeiten des jeweiligen Handlungsfeldes. Wir ermöglichen und fördern Partizipation, Inklusion, interkulturelles Verständnis, nachhaltiges Handeln, politische und kulturelle Bildung und reflektierten Umgang mit Technologien und Medien. Diese Bereiche überschneiden sich, jedes Thema zieht sich als Querschnitt durch die praktische pädagogische Arbeit. Die Reihenfolge der Themen in dieser Leitlinie stellt keine Gewichtung dar.
Demokratie muss immer wieder neu erlernt und weiterentwickelt werden, sie lebt vom Mitentscheiden, Mithandeln und Mitverantworten, vom aktiven Engagement für sich und andere.
Partizipation
Die Partizipation junger Menschen an den sie betreffenden Angelegenheiten ist für uns jugendpolitisches Ziel und pädagogischer Auftrag. Es ist das Recht junger Menschen, in einer demokratischen Gesellschaft gehört und beteiligt zu werden. Partizipation ist Mitentscheidung über das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft.
Wir wollen mit unserer pädagogischen Arbeit Strukturen schaffen, die Demokratie erlebbar machen und die dabei helfen, die Fähigkeiten von jungen Menschen zu unterstützen und zu erweitern. Dabei sind für uns zwei Aspekte handlungsleitend:
- Durch Partizipation lernen Kinder und Jugendliche altersgerecht, ihre Situation einzuschätzen, Wünsche zu artikulieren, dabei auch die Situation anderer zu berücksichtigen, Anliegen durchzusetzenund Verantwortung zu tragen. Dies sind Fähigkeiten, die sie brauchen, um ihr Leben und das Gemeinwesen selbstbewusst und verantwortungsvoll zu gestalten.
- Wir messen unsere pädagogische Arbeit daran, wie gut sie die Bedürfnisse und die Lebenssituation junger Menschen in unseren Einrichtungen berücksichtigt. Partizipation ist unverzichtbare Voraussetzung dafür, bedürfnisgerecht und lebensweltbezogenzu arbeiten.
Damit junge Menschen sich beteiligen können, brauchen sie auch Erwachsene, die sie begleiten, ermutigen und unterstützen, ihre eigenen Ideen zu benennen, zu entwickeln und einzubringen.
Erst die strukturelle Verankerung von Partizipationsrechten macht unsere Einrichtungen zu demokratische(re)n Orten, an denen Kinder und Jugendliche das Recht haben, sich einzumischen und auch Verantwortung zu übernehmen. Erst wenn ihre Beteiligungsrechte eindeutig festgelegt und benannt sind, Beteiligungsgremien und -verfahren selbstverständlicher Bestandteil ihrer Lebenswelt sind, können junge Menschen erfahren, was Demokratie bedeutet.
Politische Bildung
Politische Bildung unterstützt junge Menschen bei der Entwicklung von Wissens-, Urteils- und Handlungskompetenzen für eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft. Sie fördert die kritische Auseinandersetzung sowohl mit gesellschaftlichen Stimmungen und Entwicklungen als auch mit eigenen Urteilen und Standpunkten. Sie gehört traditionell zum Selbstverständnis der Jugendringe als Arbeitsgemeinschaften freier und unabhängiger Jugendverbände und als Träger offener Einrichtungen und von Projekten.
Voraussetzung für politische Bildung sind Räume und Gelegenheiten, die ein selbstbestimmtes Aneignen demokratischer Grundwerte ermöglichen, sie erfahrbar und greifbar machen. Es bedarf dazu demokratischer Prozesse der Interessenvertretung, der Mitbestimmung und Mitentscheidung (Demokratiebildung). Darüber hinaus geht es auch ganz grundsätzlich darum, die Bedeutung demokratischer Werte zu erkennen und sie nicht als selbstverständlich gegeben zu betrachten.
Die historische Bildung und Erinnerungskultur hat die wichtige Aufgabe, Hintergründe und Entstehungszusammenhänge der demokratischen Werte aufzuzeigen. Gegenwärtige Phänomene und Entwicklungen können so besser erkannt und eingeordnet werden.
Darüber hinaus kann auch Position bezogen und der Blick für den gesellschaftlichen und politischen Umgang mit demokratischen Werten und Menschenrechten geschärft werden.
Kulturelle Bildung
Kulturelle Bildung ist Bildung zur kulturellen Teilhabe. Dies gilt insbesondere für junge Menschen in all ihren Lebens- und Lernwelten – und das von Anfang an. Sie ist unverzichtbar und lebensbegleitend für alle Menschen und gehört für uns zu lebenslanger Bildung im ganzheitlichen Sinne. Sie bezeichnet den Lern- und Auseinandersetzungsprozess des Menschen mit sich, seiner Umwelt und der Gesellschaft auch im Rahmen der Künste und ihrer Hervorbringungen. Kulturelle Bildung zielt auf kulturelle Teilhabe. Das bedeutet im engeren Sinne Teilhabe am künstlerisch kulturellen Geschehen, im weiteren Sinne Teilhabe an Gesellschaft insgesamt.
Kulturelle Kinder- und Jugendbildung verstehen wir vor allem als Anregung und Förderung kreativer, phantasievoller und sinnlicher Auseinandersetzung mit der Um- und Lebenswelt.
Sie zeigt sich im Wechselspiel und in der Verantwortung von kulturellen, schulischen, außerschulischen und familiären Handlungs- und Wirkungsfeldern. Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, ob und wie sie allen ihren Mitgliedern den Zugang zu kultureller Bildung ermöglicht. Wir versuchen in unserer Arbeit, eine anregungsreiche Kultur- und Bildungslandschaft zu schaffen und kulturelle Teilhabe unabhängig von der Herkunft der jungen Menschen zu ermöglichen.
Interkulturelles Bewusstsein
Wir sehen in unserer Arbeit Chancen, aber auch Konfliktpotentiale eines von kultureller Vielfalt gekennzeichneten sozialen Umfeldes.
Mit den Individualisierungs- und Migrationsprozessen nimmt die Heterogenität unserer demokratischen Gesellschaft zu und damit steigen auch die Kontakte zwischen den Menschen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen.
Diese multikulturelle Realität ist hier nicht nur ethnisch/religiös begründet, sondern umfasst die ganze Vielfalt der existierenden Lebensformen, Identitäten und Zugehörigkeiten. Sie bezieht Mehr- und Minderheitskulturen gleichermaßen mit ein. Deshalb gehört für uns der konstruktive Umgang mit kultureller Vielfalt und unterschiedlichen Werten zu den Schlüsselqualifikationen, die wir als interkulturelle Kompetenz bezeichnen. Sie ist ein Bündel von Fähigkeiten, die es einer Person ermöglichen, in einer kulturellen Überschneidungssituation kultursensibel zu handeln. Interkulturelle Arbeit erkennt Konflikte als Kennzeichen einer pluralen Gesellschaft an und fördert die Fähigkeit zur Konfliktlösung ebenso wie die Wertschätzung und Anerkennung anderer Lebenswelten und die gegenseitige Verständigungsbereitschaft.
Ein friedliches Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft kann nur in der Akzeptanz gemeinsamer Grundwerte gelingen und wachsen. Zentrale Grundwerte sind die universell gültigen Menschenrechte und die im Grundgesetz verankerten Grundrechte wie Achtung der Menschenwürde, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfreiheit, Demokratie etc. Diese Grundrechte und daraus resultierenden Pflichten sind die Grundlage unserer pädagogischen Arbeit. Wir dulden keine Missachtung dieser gemeinsamen Grundwerte.
Inklusion
Alle jungen Menschen vereinen unterschiedliche Fähigkeiten in sich. Wir verfolgen einen Ansatz, der jeden einzelnen Menschen mit seinen Ressourcen sieht, und orientieren uns dabei an den individuellen Stärken. Wir nehmen die Einzigartigkeit der Person in den Blick, mit ihren kognitiv-intellektuellen, psychischen und physischen Fähigkeiten, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Identität, ihrem Geschlecht, ihrer Religiosität und allen Facetten ihrer Persönlichkeit.
Inklusion ist für uns handlungsleitendes Querschnitts-Ziel, das sich in einer entsprechenden Haltung zeigt und für die Vielfalt der Gesellschaft und gegen Prozesse von Nivellierung* und Homogenisierung** steht. Im Sinne einer inklusiven Haltung wird die Diversität*** der Menschen als Normalität und als Bereicherung angesehen. Dementsprechend wollen wir Rahmenbedingungen in Form von Strukturen und Handlungsleitsätzen so (um-)gestalten, dass sie dieser Vielfalt Rechnung tragen. Wir setzen uns dafür ein, dass Ungleichheiten abgebaut werden und Autonomie, Teilhabe sowie solidarisches bzw. soziales Handeln auf individueller und institutioneller Ebene möglich werden.
* Die Einebnung von Unterschieden
** Der Versuch, eine möglichst gleichartige Struktur zu erreichen
*** Unterschiedlichkeit von Gruppen- und individuellen Merkmalen
Nachhaltiges Handeln
Es ist unsere Verantwortung, unsere pädagogische Arbeit daraufhin auszurichten, dass sich unsere Gesellschaft lebenswert und zukunftsfähig entwickelt. Klimawandel, Knappheit von Ressourcen und wachsende globale Ungerechtigkeit sind große Herausforderungen. In unserer Arbeit greifen wir die Themen auf, die junge Menschen beschäftigen. Darüber hinaus setzen wir Impulse, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine gesellschaftliche Veränderung und eine lebenswerte Zukunft erforderlich sind. Wir vermitteln ihnen Kompetenzen, dieses Wissen über komplexe globale Zusammenhänge und Herausforderungen praktisch umzusetzen. Wir befähigen sie zu zukunftsfähigen Handlungsentscheidungen und ermutigen sie, eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung aktiv mitzugestalten.
Anknüpfend an die unterschiedlichen Lebenswelten ergründen wir mit ihnen gemeinsam alternative Lebens- und Konsumstile und ermuntern junge Menschen zur kritischen Auseinandersetzung mit Gewohntem und dem zugrundeliegenden Wertemodell. Wir sind uns unserer Vorbildrolle bewusst und leben in unserem Einrichtungsalltag einen zukunftsfähigen Lebensstil. Ein wertschätzender und verantwortungsbewusster Umgang mit natürlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Ressourcen ist Basis unseres Handelns.
Reflektierter Umgang mit Technologien und Medien
Technologien und Medien sind fester Bestandteil des Lebens junger Menschen. Der ständige Wandel der Technik- und Medienlandschaft erfordert Anpassung an die sich verändernden Bedingungen. Junge Menschen müssen überprüfen, inwieweit sie Veränderungen in der Technik- und Medienlandschaft in ihre Lebenswelt einbeziehen und für ihre Interessen und Bedürfnisse nutzen können und wollen.
Unsere pädagogische Arbeit greift diese Situation auf, unterstützt bei der Aneignung und Reflexion und stellt notwendige Ressourcen zur Verfügung.
Technologische Veränderung bedarf der Orientierung. Die pädagogischen Fachkräfte entwickeln Konzepte und Angebote und befähigen so Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Medien und Technik selbstbestimmt und kritisch zu nutzen.
Wir orientieren uns dabei an den Interessen und Bedürfnissen junger Menschen und berücksichtigen aktuelle Notwendigkeiten und Neuerungen. Wir schaffen zum einen Erfahrungsräume, um spielerisch an Technik und Medien teilhaben zu können, und bieten zum anderen Gelegenheiten, sich reflektiert mit den Handlungsmöglichkeiten und gesellschaftlichen Konsequenzen von Technologien und deren Veränderungen auseinanderzusetzen.