Gemeinschaftsgefühl spielend lernen – Der KJR war auch bei der 22. Spielstadt Mini-München wieder vertreten: mit der Spaß-Fabrik, dem Schnitzzelt und dem Inklusionsprojekt „Auf Herz und Rampen prüfen“.
Julia Weiß vom Referat Öffentlichkeitsarbeit hat Kerstin Hof, die Leiterin der Fachstelle Kinder besucht, die für die KJR-Kooperationen bei Mini-München zuständig ist. Während des Interviews musste Kerstin immer wieder Kündigungen unterzeichnen, damit Kinder in andere Betriebe weiterziehen können, oder mal kurz ein Stehpult an die benachbarte Bücherei verleihen – anders als sonst gratis, weil die Bücherei keine eigenen Einnahmen erwirtschaftet.
Was kann man dieses Jahr in der Spaß-Fabrik machen?
Es gibt eine Origami-Werkstatt mit Flohmarkt und Vertrieb. Eine Spielemanufaktur, daran angeschlossene Spieletester und wenn die das Spiel für gut befinden, Produktion und Vertrieb. Den Maker Space MAKE.it mit 3D-Drucker und unsere Soundwerkstatt, die für das Radio Mikro produziert, aber auch als Straßenmusikprojekt in der Spielstadt unterwegs ist. Außerdem gibt es zum ersten Mal in Kooperation mit dem Maker Space lustige Musikroboter. Damit haben wir es sogar auf den Titel der MIMÜZ geschafft. Neu ist auch die Schmuckwerkstatt und die tolle Kooperation mit der Popakademie. Es gibt außerdem die Musiktheaterwerkstatt und eine Open Stage mit Karaoke. Im Café International kann man sich für 5 MiMüs eine Waffel oder selbstgemachte Toasts kaufen.
Kinder können bei uns aber immer auch einfach spielen, chillen und abhängen. Gerade junge Kinder, die zu Beginn oft überfordert sind von dem riesigen Angebot hier, haben bei unseren Pädagog*innen immer eine Anlaufstation.
Gibt es genügend Jobs für alle Kinder?
Dieses Jahr war der Ansturm immens und es gab anfangs viel mehr Kinder als Jobs beim MiMü-Arbeitsamt. Darum erfinden wir auch in der Spaß-Fabrik immer wieder Expressjobs, wie den Hitze-Flitzer, der bei heißen Temperaturen mit Sprühdosen und Fächern bewaffnet auf dem Geländer unterwegs ist, oder Hausmeister*innen, die unter anderem die Schirme aufmachen, Plakatmaler*innen, DJs für die Strandbar und und und …
Trauen sich alle Kinder, sich einzubringen?
Klar gibt es zu Beginn manchmal Hemmungen. Wir als Pädagog*innen setzen Impulse und ermutigen zum Selbertun, dann funktioniert es schon gut. Wichtig ist, sich als Betreuer*in im Hintergrund zu halten und die Kinder machen zu lassen.
Wir betreiben auch die Open Stage, da gibt es täglich spontane Lesungen, Karaoke und Tanzgeschichten, Kinder die moderieren. Zwei Mädchen von der Förderschule waren hier als Sekretärinnen angestellt. Die konnten kaum lesen, auch die Uhr nicht, und nicht richtig schreiben. Das war natürlich für mich ein großer Zeitaufwand, erstmal zu erklären, wie bediene ich z.B. eine Maus. Aber die waren stolz wie ein Schnitzel, dass sie mal Sekretärin sein durften und es toll geklappt hat. Kinder lernen hier so viele Kompetenzen, meistern neue Erfahrungen und es ist ein Geschenk, Teil davon sein zu dürfen.
Gibt es auch Kooperationen mit anderen Betrieben innerhalb von Mini-München?
Dadurch, dass unsere Freizeitstätten und Projektstellen dieses Jahr immer mindestens eine Woche hier sind, können wir uns viel mehr ins Stadtgeschehen einbringen. Unsere Mitarbeiter*innen gehen mit den Kindern ins Rathaus und zeigen Präsenz bei Demos. Das Stadtbad nebenan hat momentan noch Finanzierungsschwierigkeiten. Letzte Woche haben wir eine Petition gestartet und 150 Stimmen gesammelt, damit es dort einen Testlauf gibt. Auf unserer Bühne fand in Kooperation mit „Auf Herz und Rampen prüfen“ ein Blindentheater statt. Es gab schon Danceability-Workshops in Kooperation mit der Popakademie mit Tänzen im Rollstuhl und wir hatten eine Lesung in Brailleschrift zusammen mit der Stadtbücherei.
Ganz eng vernetzt sind wir natürlich auch mit unserer Schnitzwerkstatt, die das RIVA NORD seit vielen Jahren betreibt. Dort gibt es wöchentliche Ausstellungen von tollen Objekten, die wir dann musikalisch begleiten.
Ich habe auf dem Weg hierher ein gemaltes Plakat gesehen, Mini-München-Olympiade, was hat es denn damit auf sich?
Die ist am Freitag und das wird eine ganz große Sache. Es gibt Kooperationen mit der ganzen Stadt, an erster Stelle natürlich dem Freizeitsport. Wir stellen die DJs und machen die After-Show-Party. Ehrung ist auch hier bei uns, ganz viele Teams aus den verschiedenen Betrieben machen mit. Drüben bei den Nerds and Geeks wird gerade an den Medaillen-Prototypen gearbeitet.
Und heute ist rosaroter Liebesbrieftag?
Genau. Man kann sich untereinander oder auch an Betriebe Liebesbriefe schicken und sogar einen Betrieb heiraten. Das ist ganz beliebt hier, dass man heiratet und eine Hochzeitsfeier macht. Sogar Parship gibt es in Mini-München. Wir heiraten z.B. demnächst das Café International und feiern dann ordentlich mit allem, was dazu gehört.
Wie steht es denn dann um das Freizeitangebot in der Spielstadt für frisch Verliebte?
Irgendwann in der letzten Woche haben die Kinder so viel Geld verdient, das muss natürlich auch wieder ausgegeben oder verschenkt werden. Man kann einen Betriebsausflug ins Theater machen oder mit dem Taxi ins Kino fahren. Und hoffentlich auch bald ins Stadtbad.
Außerdem gibt es so viele tolle Dinge, die man im MIMEP-Kaufhaus oder auf dem Jahrmarkt erwerben kann, da bleibt kein Wunsch offen.
Mini München muss man erlebt haben, Beschreibungen treffen es nur halb so gut, ein toller und besonderer Ort für junge Menschen, Ferien mal anders zu erleben.
Danke für den Einblick, Kerstin! Jetzt muss ich los, noch kurz die Ausstellung der T-Shirts aus den 2018ern im Stadtmuseum besuchen und einen Blumenstrauß in der städtischen Gärtnerei besorgen (mit den MiMüs, die mir geschenkt wurden). Für die Spaßfabrik, in die ich mich heute ein bisserl verliebt habe.
Julia Weiß, Öffentlichkeitsarbeit, KJR
In Mini-München können Kinder und Jugendliche zwei Wochen lang arbeiten, studieren, Geld verdienen, konsumieren, flanieren, Freunde und Freundinnen treffen, Politik machen und vieles mehr. Mini-München ist seit über 40 Jahren das größte Ferienprogramm der Stadt München, eines der bekanntesten kulturpädagogischen Projekte für Kinder in Deutschland und Vorbild für weit über 300 Spielstädte im In- und Ausland. Veranstalter: Kultur-und Spielraum e.V. mit Kooperationspartner*innen:
– Fachstelle Kinder (Organisation und Koordination)
– Fachstelle MuT
– Projektstelle KJR-Musikmobil
– Projektstelle „Auf Herz und Rampen prüfen“
– Spielhaus Sophienstraße
– Kindertreff Bogenhausen
– Muspilli
– Laimer
– Intermezzo
– Freizeitreff Freimann
– PfiffTEEN
– Zeitfrei
– M10City
– Cafe Netzwerk
– RIVA NORD