Katharina Fertl, Beauftragte für Mädchen*, junge Frauen* und LGBTIQ:
„Ich lernte nach dem kurzen Ausflug zu einem anderen Arbeitgeber den KJR sehr zu schätzen …“
Interview: Marko Junghänel
(Mai 2018)
Viele kennen dich noch aus deiner Zeit im Kinder- und Jugendtreff Mooskito. Was machst du jetzt?
Beim KJR angefangen habe ich schon 2008. Damals tatsächlich im Mooskito. Ich hatte mich auf eine Stelle mit dem Schwerpunkt Mädchen*arbeit beworben. Dieses Thema begleitete mich schon als Jugendliche, als ich selbst in den Genuss von Mädchen*arbeit im Jugendzentrum gekommen war.
Die Stelle damals sollte eigentlich nur der Einstieg in die Soziale Arbeit sein – daraus sind schließlich acht Jahre geworden. Das spricht wohl dafür, wie spannend und abwechslungsreich die Aufgaben waren. Ich habe viel Vertrauen in meine Arbeit gespürt.
Ende 2016 wollte ich dann unbezahlten Urlaub nehmen und längere Zeit nach Costa Rica reisen, da ich das Gefühl hatte, nach acht Jahren ist es Zeit für eine neue Aufgabe. Damals gab es noch keine Auszeitregelung. Ich war dann tatsächlich fünf Monate in Lateinamerika, kam zurück und fing bei einem anderen Träger an.
Doch dann war plötzlich die Stelle der Mädchen*beauftragten beim KJR ausgeschrieben. Da gab es eigentlich kein Zögern mehr. Ich hatte Lust, von der Praxis in diese strategisch ausgerichtete Stelle zu wechseln. Und ich lernte nach dem kurzen Ausflug zu einem anderen Arbeitgeber den KJR sehr zu schätzen …
Was bedeutet das?
Ich hatte sowohl damals im Mooskito als auch jetzt immer sehr viele Freiheiten in der Umsetzung meiner Aufgaben. Das Vertrauen, das man mir damit entgegenbrachte, weiß ich sehr zu schätzen. Diesen Gestaltungsraum braucht man, um Dinge auszuprobieren. Das alles spricht für einen sehr kooperativen Führungsstil im KJR. Es gibt einen fachlichen Rahmen, die Gestaltung ist eine Sache der Aushandlung. Das ist für mich auch eine Art der Fachlichkeit.
Wo endet diese Flexibilität?
Individuelle Bedürfnisse und die Interessen des Arbeitgebers gehen hier gut zusammen. Ich sehe beim KJR den grundsätzlichen Willen, Dinge und Neuerungen zu ermöglichen. Es wird immer der Einzelfall geprüft. Andererseits kann sich der KJR auf mich verlassen, wenn es mal „brennt“.
Es gibt also kein „oben“ und „unten“?
Natürlich gibt es einen Dienstweg, den wir einhalten. Das System muss ja funktionieren. Aber es gibt durchaus einen direkten Draht zu den Leitungsebenen. Der Umgang unter den Kolleginnen* und Kollegen* ist meist sehr unkompliziert.
Der KJR ist in dieser Stadt sehr sichtbar – gefällt dir das?
Unbedingt. Durch die Zusammenarbeit mit den Jugendverbänden werden die relevanten Themen zum KJR gespiegelt. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit hat auch direkten Kontakt zu den Heranwachsenden. Unter dem Gesamtdach des KJR können so Konzepte und Forderungen entstehen, die sich an den Lebenswelten der jungen Menschen orientieren. Das Ausbildungsticket ist so ein Fall. Der KJR ist jedenfalls in vielfältiger Weise öffentlich sichtbar – auch jugendpolitisch.
KJR – und sonst nix …
Die Arbeit in den Bereichen des KJR kann gut auf die sich ändernden Lebensumstände aller Mitarbeitenden angeglichen werden. Offene Arbeit, für die, die gern am Abend arbeiten wollen. Schulsozialarbeit, wenn man tagsüber arbeiten will usw.
Eines haben alle Bereiche gemeinsam: Die hohe Fachlichkeit, von der ich sehr profitiert habe. Zudem gibt es viele Querverbindungen und Kooperationen. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass sich die Schulsozialarbeit gut eignet, um dort auch eine Mädchen*gruppe anzubieten. So befruchten sich die Bereiche gegenseitig.
Und sonst?
Schön ist, dass es im KJR eine Tarifbindung gibt – inklusive München-Zulage. Das ist für mich auch eine Wertschätzung meiner Arbeit. Und auch wenn der KJR selbst keine der begehrten Wohnungen für Mitarbeiterinnen* und Mitarbeiter* zur Verfügung stellen kann – im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt er trotzdem bei der Vermittlung von Wohnraum – etwa durch die Rubrik „Wohnung frei“ in den Informationen für die Beschäftigten.
Nachtrag 2021
„Nach meiner Elternzeit 2019/2020 arbeite ich nun wieder als Mädchen*beauftragte. Die Organisation von Erwerbs- und Familienarbeit ist schon eine große Herausforderung, so dass ich froh bin, dass ich nach Absprache auch flexibel im Homeoffice arbeiten kann, gerade in Corona-Zeiten.“