Es kommt auf jede und jeden an

Marko Kolb, Pädagogischer Mitarbeiter & OGS, SBZ Sendling:

„Der KJR schaut darauf, dass man immer auf dem Laufenden ist.“

Interview: Marko Junghänel
(Mai 2018)

Du bist jetzt auch schon über zehn Jahre im KJR …

Und die ganze Zeit im SBZ in Sendling. Angefangen hat alles schon während meines Studiums. Da hatte ich im 5. Semester ein Praktikum hier in der Einrichtung gemacht. Ich fand das so toll, dass ich danach als Honorarkraft im Haus angefangen habe – im Bereich Offene Ganztagsschule (OGS). Damals war schon klar, dass einige Arbeitsstunden frei werden würden. Die Chance habe ich genutzt und meine Arbeitszeit aufgestockt.

Ich war übrigens schon vorher als DJ tätig – jetzt sogar schon seit über 20 Jahren. Die Arbeit beim KJR München-Stadt bietet mir die Möglichkeit, dieses Hobby an meinen Wochenenden weiterhin zu verfolgen.

Was machst du genau im SBZ?

Derzeit habe ich insgesamt 36 Stunden im SBZ, dabei arbeite ich 16 Stunden innerhalb der OGS und 20 Stunden im Offenen Treff. Mein täglicher Aufgabenbereich teilt sich in drei Settings. Die OGS beinhaltet das Betreuen von angemeldeten Schülerinnen und Schülern direkt nach der Schule. Wir bereiten das Essen zu, bieten vielfältige Freizeitangebote und Spiele an, haben eine betreute Hausaufgabenzeit und sind Ansprechpersonen für unsere OGS-Kids. Dann beginnt nahtlos die Zeit für die jüngeren externen Besucherinnen und Besucher im Offenen Treff. Auch hier bieten wir allerlei Freizeitangebote, Projekte, Workshops sowie Spiele aber auch Beratungsgespräche und Kurse an. Da ab 18 Uhr die Kleinen gehen müssen und der Offene Treff sich dann an ältere Jugendliche und junge Erwachsene bis 20 Jahre richtet, beginnt hier nochmal ein weiterer Aufgabenbereich. Hier liegt unser Fokus ebenfalls auf den Bedürfnissen der Besucherinnen und Besucher. Neben Spaß und Spiel haben wir auch eine beratende Funktion, helfen zum Beispiel bei Bewerbungsschreiben und haben immer ein offenes Ohr für alterstypische Schwierigkeiten. In dieser Kombination ist mein täglicher Arbeitsablauf durchaus abwechslungsreich und spannend.


Was hat dich so lange hier gehalten?

Da gibt es einiges. Zunächst kann ich in einem fantastischen Team arbeiten. Vielfältiger kann unsere Arbeit kaum sein. Alle haben ihre Stärken und zusammen sind wir ein tolles Team. Ich kann mir einfach keinen besseren Arbeitsort vorstellen. Hier werde ich als Person wahrgenommen und geschätzt. Und ich schätze meine Kolleginnen und Kollegen.

Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass man den Erfolg seiner Arbeit sehen kann. Zwar nicht unmittelbar – das dauert manchmal zwei oder drei Jahre. Aber irgendwann siehst du den jungen Menschen, der am Anfang Probleme gemacht hat, wie er sich positiv entwickelt und bist zufrieden. Er hat den Quali oder eine Ausbildung geschafft. In diesen Momenten bin ich wahnsinnig zufrieden und stolz. Und vielleicht kommen von dem Jugendlichen auch noch die Geschwister und man kann die begleiten. Das sind irgendwie magische Momente.

Das liegt vielleicht auch daran, dass die Einrichtung nicht zu groß und nicht zu klein ist?

Das Gesamtteam ist recht groß – es gehören ja noch ein Kindertreff, viele Honorarkräfte und Praktikantinnen bzw. Praktikanten dazu. Das Kernteam im Jugendtreff besteht aber tatsächlich nur aus vier Personen, der Kindertreff aus zwei. Wir können uns absolut aufeinander verlassen.

Das, was wir hier machen, ist schon recht groß. Immerhin haben wir in der OGS 50 angemeldete Besucherinnen und Besucher. Das erfordert Organisation und Logistik. Gerade deshalb bin ich stolz, dabei zu sein.

Deine Arbeit wird als wichtig wahrgenommen …

Es kommt auf jede und jeden an. Und wir unterstützen uns gegenseitig. Wichtig ist mir, dass ich etwas bewegen kann. Auch wenn das nicht unmittelbar passiert. Pädagogische Arbeit ist immer mittel- und langfristig ausgelegt. Da braucht es Durchhaltevermögen. Aber irgendwann ist es dann soweit. Du bist mitverantwortlich, dass ein junger Mensch es schafft, auf die Realschule zu kommen oder einen guten Quali zu bestehen.

Und ein weiterer Vorteil ist, dass ich relativ frei in meinen Entscheidungen bin. Die Frage, die ich mir nur zu stellen habe, lautet: Was kann die Kinder und Jugendlichen voranbringen? In diesem Jahr habe ich als mein Jahresziel zum Beispiel „Partizipation und Demokratie“ ausgesucht. Ich stelle mir die Frage, was passiert, wenn die Schule aufhört. Was machen „meine Jugendlichen“, wenn sie einen Job haben? Wie funktioniert das normale Leben? Ich will mit meinen Jugendlichen ganz praktische Dinge probieren. In diesem Projekt wollen wir uns gemeinsam nicht nur verschiedene Berufe genauer anschauen, sondern auch herausfinden, welche finanziellen Möglichkeiten sich daraus ergeben, um ein bestmögliches Leben führen zu können. Dabei werden wir auch herausfinden, wie es funktioniert, eine eigene Wohnung zu bekommen. Das probieren wir alles aus – bis hin zum Besichtigungstermin für eine Wohnung.

Ich merke, dass die Jugendlichen dann ganz bei der Sache sind und begreifen, warum sie eigentlich zur Schule gehen, und warum das so wichtig ist. Ich unterstütze sie dabei, einen Plan für ihr Leben zu entwerfen.

Wie bildest du dich selbst weiter?

Sozialpädagogik-Studium und die Praxis sind zwei Dinge. Eine fundierte Theorie ist zwar unverzichtbar, aber erst durch praktische Erfahrungen und regelmäßige Weiterbildungen wird man richtig gut in seinem Job. Der KJR schaut darauf, dass man immer auf dem Laufenden ist.

Toll sind zum Beispiel die gemeinsamen Weiterbildungstage im Kloster Bernried. Einmal im Jahr fahren wir für mehrere Tage dorthin und es werden parallel unterschiedliche Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Ganz wichtig ist dabei der kollegiale Austausch, weil das ganze Team mitkommt und man sich mit anderen Kolleginnen und Kollegen aus dem KJR trifft.

DJ und Sozialpädagoge – wie geht das eigentlich zusammen?

Ich erinnere mich an das „Living Large“ Festival in der Muffathalle irgendwann in den neunziger Jahren. Damals trat dort der Rapper David P von Main Concept auf. Der machte einen Rap über eine Astrid. Später stellte sich heraus, dass er über Astrid Weindl gerappt hatte, die in einem Jugendzentrum des KJR in Berg am Laim arbeitete. Da dachte ich mir: Wenn man als Sozialarbeiter so einen Einfluss auf so coole Rapper hat, wie cool muss es dann erst sein, Sozialarbeiter zu sein!? Mit 16 habe ich mir dann gedacht – genau dort beim KJR will ich auch arbeiten. Ich habe als DJ inzwischen unzählige Künstlerinnen und Künstler kennengelernt. Ganz viele kannten den KJR und hatten auch schon mit ihm beruflich zu tun. Das spricht doch für uns.

Dein Reim auf den KJR?

Hast du Lust auf Kochen, machst gerne Handwerkliches oder hast einen grünen Daumen – mach dazu ein Projekt mit den Kids. Interessierst du dich für Kunst, lass es in ein Projekt einfließen. Es gibt so viele abwechslungsreiche Möglichkeiten im KJR. Ob das bei anderen Arbeitgebern auch so ist?