Die Pride Weeks und als Höhepunkt der Christopher Street Day bewegen auch Kinder und Jugendliche. Und zwar nicht nur, wenn sie selbst zur LGBTIQA*-Community gehören. Die Suche nach der eigenen Identität gehört zum Älter werden dazu und die Werte des CSD – Offenheit, Vielfalt, Toleranz und Respekt vor der eigenen Identität und vor der der anderen – bewegt viele junge Menschen.
Daher waren und sind die Pride Weeks derzeit auch Thema in vielen Kinder- und Jugendtreffs. In den Freizeitstätten des Kreisjugendring München-Stadt wurden und werden dieser Tage Partys gefeiert, Flaggen gemalt und aufgehängt, die Häuser in Regenbogenfarben dekoriert und viel über die Anliegen der LGBTIQA*-Community informiert und diskutiert.
Auch in den kommenden Tagen bieten Freizeitstätten noch viel Programm rund um den CSD.
Ernas Jugendkulturcafé „Gleis 24“ in der Pasinger Erna-Eckstein-Straße 24 lädt vom 24. bis 26. Juni zu drei Regenbogentagen ein. Jeder Tag hat ein eigenes Motto, so heißt es am Montag, 24. Juni „Liebe geht durch den Magen“. Bei Regenbogenkuchen und Color Food gibt es viele Informationen, etwa über die Geschichte des CSD, zu queeren Ikonen und zur Bedeutung der LGBTIQA*-Community in der deutschen Geschichte. Und weil es neben der bekannten Regenbogenflagge gut zwei Dutzend weitere Versionen gibt, bietet das Gleis24-Team mit einer Flaggenkunde einen Überblick.
„Do it yourself“ heißt es am Dienstag, 25. Juni. Hier können Jugendliche T-Shirts batiken, Armbänder in einer einfachen Makramee-Technik knüpfen und Make-Up ausprobieren. Mittwoch, 26. Juni ist „Medientag“. „Hier zeigen wir Filme, Bücher, Podcasts, Musik und andere Medien, die sich mit queeren Themen beschäftigen“, erklärt Micah Rollar, der die Aktionen im Gleis 24 koordiniert. Rollar leistet derzeit seien Freiwilligendienst im Gleis 24, ist transgender und bringt eigene Erfahrung und viel Wissen ein. So hat er mit queeren Jugendlichen aus dem Gleis 24 einen Podcast zum Thema Transgender aufgenommen, der ebenfalls präsentiert wird.
„Wir wollen mit den Regenbogentagen ein sichtbares Zeichen setzen, drei Tage lang gezielt über queere Themen sprechen und diese den Jugendlichen näherbringen!“, sagt Micah Rollar. Besonders wichtig ist ihm, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und ihnen einen sicheren Rahmen zu geben, in dem auch Platz für Unsicherheit und Fragen ist. Diese können sie notieren und anonym in eine Box werfen. Danach werden alle Fragen besprochen und beantwortet.
Die Regenbogentage beginnen jeweils ab 15 Uhr und sind für alle Interessierten Jugendlichen offen und kostenfrei.
Zum Abschluss und als Highlight seiner Aktionen zu den der Pride Weeks lädt das Kinder- und Jugendzentrum Hasenbergl Der Club zur Queer-Party am Freitag, 28. Juni ein. „Hier sind alle willkommen, ob Queer oder nicht“, sagt Maria Cazanescu, die im kurz „Club“ genannten Kinder- und Jugendtreff die Aktionen zur Pride Week betreut. „Wir wollen bei uns im Viertel zeigen, dass wir offen für alle sind“, erklärt Pädagogin Cazanescu. Die Queer-Party beginnt um 17 Uhr, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren dürfen bis 21 Uhr dabei sein, wer zwischen 16 und 21 Jahren alt ist, kann bis 22 Uhr feiern, der Eintritt ist frei. Nur eine Einschränkung gibt es, sagt Maria Cazanescu: „Eingeladen sind alle Jugendlichen, die der Pride-Bewegung offen gegenüberstehen, aber wir tolerieren keine Intoleranz!“
Die Pädagogin war auch bei der CSD-Parade am Samstag mit einer Gruppe von Teenies und Jugendlichen ab 12 Jahren dabei, auch viele andere Freizeitstätten waren dort mit Besucher*innen ihrer Kinder- und Jugendtreffs vertreten. Etwa die Oase Neuhausen, in der Jugendliche mit Siebdruck CSD-Motive hergestellt und ein großes Banner mit dem Motto des CSD gemalt hatten: „In Vielfalt vereint – gemeinsam gegen rechts“. Auch Gruppen aus dem Freizeittreff Au, dem Jugendtreff am Biederstein, dem Intermezzo, dem Jugendtreff M10City und weiteren Freizeitstätten zeigten bei der CSD-Parade Flagge.
Zum zweiten Mal nahm der Kreisjugendring München-Stadt mit einem eigenen Wagen und dem Motto „Vielfalt ist unsere Stärke!“ an der Parade teil. Der größte kommunale Jugendring Deutschlands, der in München im Auftrag der Stadt 50 Freizeitstätten betreibt und Dachverband der 70 Münchner Jugendverbände ist, setzt sich schon seit seiner Gründung im Jahr 1945 für Demokratie, Toleranz, Vielfalt und gegenseitigen Respekt ein. Mit einem Stand in der Rosenstraße warb er für dieses Anliegen und informierte unter anderem über seine Freizeitstätten, von denen viele schon mit dem Münchner Siegel „Offen für Alle“ ausgezeichnet sind. Dieses signalisiert den Besucher*innen, dass die Pädagog*innen hier speziell für die Bedürfnisse von LGBTIQA*-Kindern und -Jugendlichen geschult und sensibilisiert sind.
So ist es auch kein Wunder, dass sich die Themen der Pride Weeks im Programm vieler Freizeitstätten wiederfanden.
Im Jugendtreff M10City in der Maßmannstraße hatten die Jugendlichen das Haus in bunten Farben und mit Pride-Fahnen geschmückt, wobei schon viele Fragen zum Thema aufkamen und besprochen wurden. Bei mehreren Aktionstagen ging es unter anderem um die verschiedensten Formen der sexuellen Orientierung und darum, in welchen Ländern gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt und wo sie verboten sind und welche Strafen bei Verstoß drohen.
Auch die verschiedensten LGBTIQA*-Flaggen waren ein Thema, ehe eine Gruppe aus dem M10City zur CSD-Parade startete.
Kinder und Jugendliche im SBZ Sendling in der Dankstraße hatten Regenbogen-Armbänder geknüpft, Regenbogen-Plätzchen gebacken und „Slushies“, das halbgefrorene Trinkeis, in Regenbogen-Farben gemixt und natürlich auch getrunken. Nebenbei konnten sie bei Gesprächen und durch Informationsfilme viel über die vielfältige Lebensentwürfe erfahren.
Das Soundcafe in der Schwabinger Traubestraße, ein Hotspot für Musik und Livekonzerte, hatte am Vorabend des CSD zum Rave unter dem Motto „Techno ist Bunt“ geladen. Für Soundcafe-Leiter Christian Kurzweil war das naheliegend, „weil wir immer viele Nationen und eine total bunte Mischung im Haus haben – und es immer friedlich zugeht“, wie er sagt. Seit zwei Jahren veranstalten er und sein Team monatliche Raves. „Zu denen kommen viele Teenies, Jugendliche und junge Erwachsene, die auch gerne zum CSD gehen“, so lag es nahe, beides zu verbinden.
Im Jugendtreff am Biederstein in der Gohrenstraße ist Diversity seit langem schon ein wichtiges Thema. Entsprechend war er nicht nur mit Jugendlichen bei der CSD-Parade dabei, sondern hatte für seine Besucher*innen auch viel passendes Programm. In der Plakatwerkstatt konnten sie Plakate für den Jugendtreff und für die Parade gestalten. An der Button-Maschine entstanden CSD-Buttons nach eigenem Geschmack, an zwei Tagen gab es Filme zum Thema und auch auf Social Media informierte der Jugendtreff über die Anliegen des CSD.