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Fachtag: Was geht? Jugend braucht Raum!
27. Januar 2020
Geht’s nur ums Chillen – oder geht‘s um mehr? Weil es in München immer enger wird, gibt es im öffentlichen Raum immer mehr Nutzungskonflikte, werden Jugendliche zunehmend verdrängt. Geht es beim Platz zum Chillen also nicht nur um mehr Raum, sondern auch um mehr Teilhabe für Kinder und Jugendliche? Neben einer Annäherung an das Wort „chillen“ brachte der Fachtag am Montag, den 27. Januar im Feierwerk auch Begrifflichkeiten wie Aneignung, Umwidmung und Veränderung auf den Plan.
Nach der Begrüßung durch Jugendamtsleiterin Esther Maffei folgte eine kurze Vorstellung des Runden Tisches „Jugend braucht Raum“. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von AKIM, Arbeitsgemeinschaft für Friedenspädagogik, Kreisjugendring München-Stadt, Münchner Forum, Münchner Trichter, REGSAM und dem Stadtjugendamt München, der den Teilhabeanspruch Jugendlicher und junger Erwachsener im öffentlichen Raum unterstützen will.
Dr. Martin Klamt vom Planungsreferat der Landeshauptstadt München begann den fachlichen Input mit der Fragestellung „Was geht (nicht)?“ und was ist überhaupt öffentlicher Raum. Mit Münchner Beispielen lieferte er eine erste Definition.
Prof. Dr. Ulrich Deinet von der Hochschule Düsseldorf zeigte mit einem historischen Rückblick, wie sich Kindheit und Jugend in der Stadt unter dem Einfluss von Straßenverkehr, virtuellen Räumen & Co. verändern. Das sogenannte Aneignungskonzept befasst sich mit der gegenständlichen, symbolischen und virtuellen Umgebung junger Menschen und zeigt, wie sie sich diese Räume aneignen. Auch das „Chillen in Malls“ ist ein Vorgang aktiver Aneignung und Teilhabe, denn Beteiligung beginnt mit Teilhabe. Und Teilhabe sieht er als zentrale Aufgabe der Jugendarbeit. In Deinets Augen liegt es an der Stadtverwaltung und -planung, Orte zu schaffen, die Jugendlichen überlassen werden können.
Unter dem Titel „Praktiken Jugendlicher im öffentlichen Raum – Was Chillen mit Partizipation zu tun hat“ stellte Prof. Dr. Axel Pohl von der Schweizer FHS St. Gallen das internationale Projekt „Spaces and Styles of Participation“ vor. In acht Großstädten in acht Ländern wurden Interviews mit Fachleuten und mit Jugendlichen geführt, um mehr über den Zusammenhang von Chillen und Partizipation herauszufinden. Er regte die Umkehrung von Fragerichtungen und eine Weiterentwicklung des Partizipationsverständnisses an. Problematisch sieht er vor allem, dass junge Menschen häufig mit Entweder-oder-Fragen konfrontiert würden, wo ihre eigene Fantasie sich eher um Sowohl-als-auch-Utopien drehe. Jugendliche durch Beteiligung als vollwertige Bürger*innen einzubinden, wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
In der Workshop-Phase gab es fünf Arbeitsgruppen zu den Themen „Jugend willkommen?! Rumhängen erlaubt?“, „Was?! Rumhängen ist doch keine Partizipation. Oder?“, „Was geht hier? Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum im Test“, „Die Re-Vitalisierung öffentlicher Räume“ und „Spontan und ungeplant …“
In einer kurzen Abschlussrunde sollten die Teilnehmenden den Fachtag mit ein bis drei Worten beschreiben. Lust auf mehr, raus ins Quartier, noch viel möglich, Lärm für Demokratie, Hoffnung, neue Ideen, genauer hinschauen oder (Un-)Planbarkeit von Räumen waren nur einige der ganz persönlichen Rückmeldungen.
Esther Maffei sprach sich in ihrem Schlusswort für die Vernetzung von und mit Stadtbibliotheken, Zwischen- und Mehrfachnutzungen und auch die Selbstorganisation Jugendlicher aus. Jugend sollte als Ressource gesehen werden, denn „wir waren schließlich auch mal jung!“
Anna Demmler, Referat Grundsatzfragen, KJR