Die Arbeit mit LGBTIQA*-Kindern und -Jugendlichen ist ein wichtiger Bestandteil in der Pädagogik des Kreisjugendring München-Stadt, die auch den gesetzlichen Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe (§ 9 SGB VIII), „die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen, Jungen sowie transidenten, nichtbinären und intergeschlechtlichen jungen Menschen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern,“ erfüllt.
LGBTIQA*-Kinder und -Jugendliche haben dabei dieselben alterstypischen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen wie alle anderen Gleichaltrigen auch, z.B. die Ablösung vom Elternhaus oder die Entwicklung einer geschlechtlichen und sexuellen Identität. Allerdings erleben sie durch die vorwiegend heteronormative Sozialisation (Aufwachsen unter der Annahme von nur zwei Geschlechtern, die sich wechselseitig aufeinander beziehen) zusätzliche Belastungen und Ängste.
Diese individuellen Lebenslagen bedürfen seitens der Fachkräfte in Jugendarbeit und Schule einer besonderen Sensibilität und einer konkreten Positionierung, besonders, weil jugendtypische Orte häufig von einem eher LGBTIQA*-feindlichen Klima geprägt sind. Eine sensible und wertschätzende Haltung, die auch nicht-anlassbezogen kommuniziert wird, sowie fundierte Kenntnisse um psychosoziale Belastungen von LGBTIQA*-Kindern und -Jugendlichen sind dafür Grundlage. Fachkräfte schaffen diskriminierungsfreie Räume und sind so potentielle Anlaufstellen für Betroffene. Vielfalt wird als Normalität im Alltag thematisiert (ohne das Thema überzubetonen), auch weil es an positiven realen und medialen Vorbildern mangelt. Dabei wird die Autonomie im Coming-out-Prozesse zu jeder Zeit berücksichtigt und erhalten.
„Offen für ALLE“
Eine Auszeichnung für LGBTIQA*-freundliche Einrichtungen
Derzeit befindet sich die Zertifizierung in einer Weiterentwicklungsphase, um den aktuellen Bedürfnissen und Herausforderungen noch besser gerecht zu werden. Im Jahr 2011 veröffentlichte die Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ* die Jugendstudie „Da bleibt noch viel zu tun …!“ zur Situation von LGBT-Jugendlichen in München. Diese Studie deckte erheblichen Handlungsbedarf auf, woraufhin die Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in München aktiv wurden. Als erster Schritt entstand ein Konzept zur Arbeit mit lesbischen, schwulen und transgender Jugendlichen, das fester Bestandteil der Rahmenkonzeption Offene Kinder- und Jugendarbeit in München wurde.
Im weiteren Verlauf initiierte die Koordinierungsstelle die Entwicklung einer methodischen Arbeitsmappe für pädagogische Fachkräfte sowie ein Programm zur Qualitätsentwicklung in den OKJA-Einrichtungen. In Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring München-Stadt, dem Münchner Trichter, dem Fachforum Freizeitstätten, dem Stadtjugendamt München und der Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ* wurden zentrale Bausteine für eine akzeptierende und unterstützende pädagogische Arbeit für LGBT*–Jugendliche geschaffen. Die aktuell vorliegende Auszeichnung „Offen für ALLE – LGBTIQA*-freundliche Einrichtung“ ermöglicht es den Einrichtungen der OKJA, ihre Räumlichkeiten, Angebote und pädagogischen Maßnahmen auch für LGBTIQA*–Personen zu öffnen und dies sowohl intern als auch extern sichtbar zu kennzeichnen. Ein zentraler Bestandteil der Zertifizierung ist die Sensibilisierung und Aufklärung aller Besucher*innen sowie das entschiedene Entgegenwirken gegen Diskriminierungen.
Die Auszeichnung wird vom Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“, einem Zusammenschluss der Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in München, vergeben.
Für die Einrichtungen des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) stehen die LGBTIQA*–Beauftragten Katharina Fertl und Bernhard Rutzmoser als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.