Durch den Wandel der Geschlechterverhältnisse wurden bereits Benachteiligungen für Mädchen* und junge Frauen* abgebaut. Trotz des gesetzlichen Anspruchs auf gleiche Rechte bestehen aber noch immer soziale Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, was für Mädchen* und junge Frauen* zu einem Spannungsverhältnis führt, da ihnen oftmals vermeintliche Gleichberechtigung suggeriert wird, die aber nicht in allen Lebensbereichen erreicht ist. Dadurch werden Erfahrungen von Ungleichheit tabuisiert und Benachteiligungen als persönliches Versagen oder individuelles Risiko gesehen statt nach wie vor als strukturell bedingt („Verdeckungszusammenhang“).
Durch den sog. „Alphamädchendiskurs“, im dem besonders in den Medien betont wird, dass die Mädchen* die Jungen* beispielsweise im schulischen Bereich längst überholt hätten, wird dieser Effekt noch verstärkt.
Zudem liegt Mädchen*arbeit die Annahme des „Doing Gender“ zugrunde, eines komplexen Prozesses, der Geschlecht hervorbringt. Demnach ist soziales Geschlecht nicht etwas, das Menschen einfach „haben“, sondern durch die andauernde Wechselwirkung der Ein- und Anpassung von Menschen in zweigeschlechtliche (heteronormative) Verhältnisse entsteht. Damit verbunden sind auch geschlechtsspezifische Auf- und Abwertungen.
Vor diesen Hintergründen setzt die reflektierte Mädchen*arbeit des Kreisjugendring München-Stadt mit einem parteilichen Ansatz an diesen Lebensrealitäten an und fördert die Mädchen* und jungen Frauen* individuell, setzt also an ihren Stärken und Ressourcen an. Dabei ist zu beachten, dass es sich nicht um eine homogene Gruppe DER Mädchen* handelt, sondern auch große Unterschiede zwischen Mädchen* bestehen. Die intersektionale Perspektive berücksichtigt dabei weitere Ungleichheitskategorien wie beispielsweise Nationalität oder Behinderung und betrachtet diese in ihren Wechselwirkungen.
Ziel der Mädchen*arbeit ist es, stereotype Rollenmuster aufzubrechen und die damit einhergehenden Machtstrukturen zu hinterfragen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter in der gesamten Gesellschaft und bei jeder einzelnen Person im Denken, Fühlen und Handeln zu fördern. Um dies zu erreichen, schafft die parteiliche Mädchen*arbeit Frei-, Schutz-, und Entlastungsräume, bietet Lernfelder an, ermöglicht Erlebnisse, zeigt verschiedene Modelle von Weiblichkeit auf und gibt somit Orientierung bezüglich immer komplexer und vielfältiger werdenden Anforderungen.
Angebote für Mädchen* und junge Frauen*
Der KJR bietet einrichtungsübergreifende Großprojekte für Mädchen* und junge Frauen* und beteiligt sich auch an trägerübergreifenden und stadtweiten Aktionen.
Zudem gibt es von Einrichtungen in den Stadtteilen viele verschiedene Angebote für Mädchen* und junge Frauen*.