Das AzubiWerk ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt München, des Kreisjugendring München-Stadt und der DGB-Jugend München.
Mit der Gründung des AzubiWerk e.V. stellt sich für den KJR auch die Frage, wie gemeinschaftliches junges Wohnen in der Praxis gelingen kann.
Bezahlbares Wohnen außerhalb des Elternhauses ist für viele Jugendliche und junge Erwachsene in München ein zentraler Wunsch auf dem Weg in ein eigenständiges Leben. Ein wichtiges Anliegen des KJR ist es dabei, die Wohnsituation junger Menschen in der Landeshauptstadt mit gezielten Maßnahmen zu verbessern. Durch die Beteiligung am AzubiWerk und dem in einigen Jahren entstehenden Jugendwohnen als Teil des Westend66-Komplexes können wir uns über unsere jugendpolitischen Forderungen hinaus konkret mit Wohnbedürfnissen junger Menschen auseinandersetzen. Die Grundvoraussetzung für gelingendes junges Wohnen ist die aktive Beteiligung der Zielgruppe, noch bevor ein Wohnprojekt überhaupt gebaut wird.
Die Azubis sollen nicht nur günstig wohnen, sondern das AzubiWerk auch aktiv mitgestalten. Die Bedeutung von Mitbestimmung ist ein zentraler Grund für den KJR, sich des Themas „Junges Wohnen“ in einer Fachstelle anzunehmen.
Die zukünftigen Bewohner*innen des AzubiWerks sollen in ihren Wohnheimen ein Budget für gemeinsame Projekte und Aktivitäten bekommen, ihnen wird Verantwortung übertragen. Dazu sind Coaching und Empowerment sowie Angebote der Jugendarbeit nötig, um gemeinschaftliches Wohnen durch Strukturen der Selbstverwaltung wie beispielsweise Hausversammlungen, Arbeitsgruppen und Mitwirkung in den Gremien des AzubiWerks zu etablieren. Zukünftige Bewohner*innen können dann z.B. über die Nutzungsmöglichkeiten sowie Ausstattung der Gemeinschaftsräume, Freiflächen und die gemeinschaftliche Dachterrasse bestimmen sowie über ihre gewählten Vorstandsvertreter*innen zukünftige Bauvorhaben und Beratungsleistungen des AzubiWerks mitplanen.
Nachdem der Rahmen der Mitbestimmung sowie materielle und personelle Ressourcen zur Selbstverwaltung im Wohnprojekt geklärt wurden, ist im nächsten Schritt ein Konzept zur Aktivierung für das ehrenamtliche Engagement der Bewohner*innen zentral. Dieses ist erforderlich, um eine Hausgemeinschaft mit Leben zu füllen sowie Vertretungen für die Belange der Bewohnerschaft im AzubiWerk zu wählen.
Folgende Herausforderungen sind zu berücksichtigen: Azubis haben wenig Freizeit bei Vollzeitausbildung; manche müssen im Schichtdienst arbeiten. Zusätzlich gibt es Prüfungszeiten und diejenigen, die wegen der Ausbildung nach München ziehen, nutzen freie Wochenenden auch, um nach Hause zu fahren. Daher braucht es eine feste Koppelung der notwendigen Selbstverwaltungs- und Mitbestimmungsämter mit einer Vergütung und/oder Belohnung. Dies kann eine Wohndauer-Verlängerung, eine Aufwandsentschädigung, die Freistellung durch den Arbeitgeber oder eine Reduzierung der Miete sein. Ähnliches gilt für die optionalen Engagement-Möglichkeiten.
Den Vorteil eines Konzeptes von Anreizen sehen wir darin, dass damit (materielle) Anerkennung und Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement ausgedrückt werden. Freiwilliges Engagement soll für die Bewohner*innen attraktiver gemacht werden. Es fördert die Selbständigkeit und man lernt, Verantwortung für sich und das Wohnumfeld zu übernehmen. Dazu gehört auch, neue Erfahrungen zu machen und sich innerhalb der Hausgemeinschaft „auszuprobieren“. Durch Wechsel innerhalb der Bewohnerschaft – das Wohnen ist auf die Dauer der Ausbildung begrenzt – gilt es, durch ein „Buddy- & Tutor*innen-System“ den Wissenstransfer zwischen den Azubi-Generationen im Haus sicherzustellen. Coaching und Empowerment werden sowohl für die Aktivierung der Hausgemeinschaft als auch deren fortwährenden Betrieb notwendig sein. Wie diese Maßnahmen in der Praxis wirken und wo nachgesteuert werden muss, werden wir ab dem Bezug des ersten AzubiWerk-Wohnheims im April begleiten. Darüber hinaus setzen wir auf das kreative Potenzial junger Menschen, um den jungen Wohnbedürfnissen in München gerechter zu werden.